Statue of Augustus from Prima Porta
Marble.
Ca. 20—17 BCE.
Inv. No. 2290.Rome, Vatican Museums, Chiaramonti Museum, New Wing, 14Photo by Ilya Shurygin

Statue of Augustus from Prima Porta.

Marble.
Ca. 20—17 BCE.
Inv. No. 2290.

Rome, Vatican Museums, Chiaramonti Museum, New Wing, 14
(Roma, Musei Vaticani, Museo Chiaramonti, Braccio nuovo, 14).

Origin:
Temporary exposition in the Gregorian Profane Museum.
Description:

Deutsch 14. Panzerstatue des Augustus (Taf. II).

H. 2,04 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.

Ergänzt Teil des l. Ohres, Teil der l. Schulter, kleines Stück am Rand des Brusteinsatzes, Rand der r. Schulterklappe und unterer Teil der l. mit Knopf, Finger der r. Hand bis auf den Goldfinger, Zeigefinger der l. Hand, Scepter, der am tiefsten herabhängende Zipfel des Mantels, Teile des Rückens, Teil des Gewandes über dem Delphin hinten, Schwanzflosse und Schnauze des Delphins, die Zehenspitzen am r. Fuß des Amor, auf dem Panzer ein Teil des r. Unterarms des römischen Feldherrn. Die Plinthe ist in eine moderne Basis eingelassen. Gebrochen war der Rücken mit dem Hinterteil der Schultern mehrfach, die äußere Hälfte der r. Schulter, der r. Arm am Rande des Panzers, am Gewande, am Ellenbogen und an der Handwurzel, der r. Goldfinger, das r. Bein oberhalb des Knöchels, der r. Fuß in der Mitte (zugleich war das darunter liegende Stück Plinthe von dem übrigen abgebrochen), das l. Bein unter dem Knie (die Bruchlinie umschreibt die Wade) und der l. Fuß in der Mitte. Die Bruchstellen vielfach mit Gyps geflickt.

In dem r. Arm und l. Bein fanden sich Eisen, die darauf deuten, daß diese Teile schon im Altertum gebrochen waren und wieder angesetzt worden sind. Die Annahme, daß der r. Arm damals ergänzt worden sei, ist unwahrscheinlich, da man hierzu, wie stets bei Ergänzungen geschehen ist, die alte Bruchfläche glatt zubehauen hätte, wovon keine Spur zu erkennen ist.

Farbenreste: Haare bräunlich; Augensterne von einem rötlichen Kreis umzogen; an den Fransen der Ärmelklappen gelb und dunkelblau; an den Ärmeln, den Lederstreifen darüber und dem obersten Teil der S.20 Panzerfläche rosa; an dem Caelus Mantel, Bart und Haar rot, Wange gelb, die Wolken um ihn blau; Gewand des Sol rosa; Wagen gelb, Rand des Rades blau; Mähnen des Gespanns gelb, Geschirr braun und blau; Gewand der Thaugöttin rosa, Flügel oben blau, an den Spitzen gelb, Kopfschmuck rot und gelb; an der Aurora Mantel und Gewand rosa, Haare rötlich, Fackel gelb; an der sitzenden Figur dieser Seite Haare rötlich, Kleidung rosa, Eber bräunlich; an der anderen Haare rotbraun, Mantel blau, Gürtel, Schuhe, Schwertscheide und Bänder rosa, Griff gelb, Sitz braun; an dem römischen Feldherrn Helm blau, Lederklappen des Panzers abwechselnd blau und rosa, Untergewand rosa, Mantel rot, Hund braun; an dem Parther Haare bräunlich, Obergewand rosa, Untergewand blau, ebenso die beiden unteren runden Scheiben des Feldzeichens, Köcher und Bogen rosa; an dem Apollon Gesicht gelblich, Gewand rosa, Leyer gelb; an dem Greifen die Flügel oben blau, an den Spitzen rosa; an der Tellus Haare braun, Tympanon gelblich; an der Artemis Haare goldgelb, Gewand rosa, Hirsch rotbraun; an dem Mantel und Untergewand des Augustus und den Lederstreifen des Kollers rosa, den Fransen gelb und blau; an dem Stamm braun; an den Haaren des Eros rotbraun.

Der Kopf ist besonders gearbeitet und eingesetzt. Die Augäpfel sind an der Stelle der Augensterne abgeplattet. Die nackten Teile leicht geglättet, das übrige, besonders das Gewand gerauht. In Haar und Bart des Caelus, in den Locken des Sol, dem Lockenschopf der l. Provinz und Haar und Bart des Parthers finden sich kleine Bohrlöcher. Die Brustwarzen nicht nur am Panzer, sondern auch am Amor umzirkelt. Das Gewand und der Delphin an der Rückseite gar nicht ausgeführt. Hieraus (vgl. unten die Bemerkungen über die Rückseiten des Panzers), wie daraus, dass sich im Rücken der Rest eines eisernen Stabes findet, mittels dessen die Figur an der Hinterwand befestigt war, kann man schließen, daß die Statue einst, wie heute, in einer Nische stand.

Der Kaiser ist aufrecht stehend dargestellt; r. Standbein; der l. Fuß schreitend mit erhobener Ferse seitwärts und etwas zurückgesetzt; r. Arm erhoben und vorgestreckt; l. Arm liegt gebeugt am Körper an; der Kopf aufrecht und leicht zur r. Schulter gewendet. Bekleidet mit einer bis zur Mitte der Oberschenkel reichenden Tunica, die nur an Armen und Beinen sichtbar wird; darüber Lederkoller mit länglichen umränderten Streifen an Armen und Unterleib, deren jeder mit einer doppelten Reihe schnurartig gedrehter Fransen besetzt ist; darüber der augenscheinlich in Metall gedachte Panzer, den Formen des Körpers entsprechend gebildet; Schulterklappen mit Scharnier oben; an den Seiten ist der Panzer verschnürt (Schleifen unter den Achseln). Ein Mantel ist mit einem Ende über den l. Unterarm beim Ellenbogen S.21 mit dem Zipfel nach innen gelegt, dann um den l. Arm, den Rücken unten, die r. Hüfte gezogen und mit dem andern Ende wieder über den l. Unterarm mit dem Zipfel nach außen gelegt. Die l. Hand hielt ein stabartiges Attribut (in der Ergänzung ein Scepter), das in die Falten auf dem Unterarm eingebettet war und dann am Oberarm anlag. Neben dem Stamm hinter dem r. Bein außen ein abwärts stoßender Delphin, auf dessen Rücken ein kleiner Amor reitet, das Gesicht leicht nach der Seite der l. Schulter erhoben; l. Arm nach oben, r. nach unten gestreckt; in die geschlossene l. Hand ist vorn und hinten ein rundes Loch eingebohrt, jedenfalls für die beiden Teile des Stiels einer kleinen Peitsche (vgl. Strena Helbigiana S. 4). Reliefschmuck des Panzers: Auf den Schulterklappen je eine der Mitte zugekehrt sitzende Sphinx mit einer erhobenen Vordertatze, das Gesicht dem Beschauer zugekehrt; darunter je eine Rosette mit Ring. Auf dem Brustteil oben Caelus bis zum Nabel aus Wolken aufragend, bärtig, nackend, mit beiden seitwärts erhobenen Händen einen wehenden Mantel segelartig ausspannend; sein Kopf etwas zur r. Schulter geneigt; darunter Sol von l. nach r. auf einem zweirädrigen Wagen mit Viergespann fahrend; er trägt über einem Ärmelchiton den langen, ärmellosen Chiton griechischer Wagenlenker und die Chlamys gürtelartig mit flatternden Enden um den Leib geschlungen; die L. hält die Zügel, die R. holt augenscheinlich zu einem Schlag mit der Peitsche aus; rechts schwebt in der gleichen Richtung ein geflügeltes Mädchen im Peplos, den Kopf rückwärts wendend, mit der gesenkten R. das Gewand fassend, in der seitlich erhobenen L. einen Krug haltend — die Göttin des Morgenthau’s; ihr Kopf gleicht in der Frisur dem der Artemis Nr. 38 aufgesetzten Kopf; die Figur wird von Robert (Hermes XXXV S. 664) als »Morgenwolke« gedeutet; doch ist es wahrscheinlicher, daß in ihr die ständige Erscheinung des Morgenthau’s, als eine für den Morgen nicht durchaus charakteristische und nicht immer vorhandene Erscheinung einer Morgenwolke personificiert sei; über ihr wird der Oberkörper der von ihr getragenen Aurora mit Band im Haar und Schopf sichtbar; sie sitzt nach l. gewandt, in der L. eine große Fackel haltend, S.22 die R. auf dem oberen Rand des r. Flügels der Tragenden; ihr Mantel wird im Bogen hinter ihr emporgeweht. Rechts und links vom Nabel des Panzers stehen sich auf besonderen Bodenleisten zwei Figuren gegenüber; l. ein jugendlicher Krieger nach r. gewandt mit rundem Helm (geformt nach Art der attischen Helme mit niedrigem Kamm), hohen Stiefeln mit Randbesatz, die die Zehen freilassen, Tunica bis zu den Knieen, Lederkoller mit Streifen, Panzer mit Metallklappen, Cingulum mit Schwert (von der L. am Griff gehalten), Paludamentum auf der r. Schulter geknüpft; r. Standbein; die R. nach rechts geöffnet ausgestreckt; neben der r. Schläfe legt sich ein Büschel Haare an den Rand des Helmes; diese der römischen Mode widersprechende Einzelheit, die dagegen an griechischen Aresköpfen häufig ist, sowie der ideale Typus des Gesichtes sprechen dafür, daß die Figur, in der man sonst Augustus selber hat erkennen wollen, Mars darstellt. Hinter ihm steht ein Hund nach r., die Vorderfüße vorgesetzt, den Kopf vorgestreckt, die Ohren zurückgelegt; Hunde waren dem Ares-Mars heilig wie der Wolf, für den man das Tier auch hat erklären wollen; doch fehlen ihm die für dieses Tier charakteristischen sträubigen Haare am Hals (vgl. Dilthey Jahrb. des Vereins v. Altertfr. im Rheinl. LIII S. 37 Anm.). Rechts steht mit r. Standbein ein Barbar mit dichtem Haupthaar und Vollbart, Schuhen, Hosen, kurzem, gegürteten Ärmelchiton und Köcher an der l. Hüfte; er hält schräg vor dem Körper in der rückwärts gesenkten L. und der vorwärts erhobenen R. ein römisches Feldzeichen mit drei runden Scheiben am Schaft und einem mit ausgebreiteten Flügeln sitzenden Adler auf der Spitze; zu diesem ist das Gesicht des Barbaren erhoben. R. von ihm, etwas erhöht, sitzt eine jugendliche Gestalt nach l. auf einer Bodenerhöhung in gebückter Haltung, die Füße über einander gelegt; Schuhe, Hosen, Ärmelchiton, Mantel auf der l. Schulter geknüpft; in den in langen Locken herabfallenden Haaren ein Band; die auf dem l. Oberschenkel ruhende L. hält eine leere kurze Schwertscheide, die erhobene R. eine Trompete, die in einen Drachenkopf mit mäßig geöffnetem Rachen ausgeht; links unten, z. T. von den Füßen verdeckt, auf einem von unten S.23 nach oben sich verbreiternden Untersatz ein nach r. stehender Eber — augenscheinlich der oberste Teil eines Feldzeichens (eine wagerechte Linie über den Borsten des Ebers bedeutungslos; sie ist wohl bei der Arbeit stehen geblieben und verschwand ehedem unter der Farbe). Dieser Figur entsprechend eine andere in gleicher Haltung nach r. sitzend, das Gesicht in die erhobene Hand des aufgestützten l. Armes gelegt; Schuhe mit Bändern, Hosen, kurzer, gefranster, gegürteter Ärmelchiton, gefranster Mantel auf der r. Schulter geknüpft; die langen Haare hinten in einen Schopf aufgebunden; der r. Ellenbogen auf das r. Knie gestützt; die r. vorgestreckte Hand hält ein Schwert, dessen verzierter Griff in einen Vogelkopf endigt, mit Scheide und Gehänge. Unter dieser Figur auf einem Greifen seitlich nach rechts reitend Apollon, das Gesicht nach der Mitte gewendet, mit Haarschopf hinten, langem Gewand und Mantel, mit dem l. Arm die Kithara haltend, die R. auf den r. Flügel des Tiers legend. Ihm entspricht rechts Diana auf einem Hirsch seitlich nach l. reitend, das Gesicht nach der Mitte gewendet; Haarschopf hinten, Peplos, Köcher über der l. Schulter sichtbar; der l. Arm hält eine große Fackel, der r. greift um den Hals des Tieres. In der Mitte unten lagert auf besonderem Boden nach l. gewendet Tellus auf den l. Ellenbogen gestützt, das Antlitz leicht erhoben; die Haare, mit Schopf hinten, von Ähren umkränzt; Chiton und Mantel, der den r. Oberarm und den Oberkörper bedeckt; die erhobene R. hält ein Füllhorn, dessen dünnes Ende auf dem l. Oberschenkel ruht; über dem r. Schienbein wird ein Gegenstand wie ein Baumast sichtbar, hinter dem r. Fuß ein umrändertes Rund — wohl ein Tympanon — und links darüber aufragend ein Mohnkopf; vor der L Hüfte am Boden hockend, einander zugewandt, zwei nackte Kinder, die Ärmchen erhebend.

Über der r. Hüfte hinten ist an dem Panzer noch in Flachrelief gebildet ein Tropaion; an einem Baumstamm oben runder Helm mit Knopf oben und herabhängenden Backenklappen, darunter Panzer und eine quer gebundene Drachentrompete (mit aufgerissenem Rachen), unten zwei Beinschienen, Darüber wird ein großer l. Flügel sichtbar, S.24 zu dem die Figur nicht etwa abgearbeitet ist, sondern nie vorhanden war. Das Weitere war also den Blicken des Beschauers durch die Aufstellung entzogen. Die Phantasie konnte sich das Bild zu einer Victoria ergänzen. Bieńkowski (s. unten) hat dieses Tropaion fälschlich in Zusammenhang mit der sitzenden Trauernden vorne l. gebracht. Durch die Gebärden der beiden Mittelfiguren vorne wird klar ausgesprochen, daß der Barbar im Begriff steht, das Feldzeichen dem Mars zu übergeben. Demnach handelt es sich um eine symbolische Darstellung der Rückgabe der Feldzeichen, die die Parther in der Schlacht bei Karrhä (i. J. 53 v. Chr.) den Legionen des Crassus abgenommen hatten (die Rückgabe i. J. 20 v. Chr.). Der eine durch Haarwuchs, Bart und Kleidung als Barbar charakterisierte Parther vertritt sein Volk, wie Mars, in dessen Tempel die Feldzeichen aufbewahrt wurden, das römische (vgl. Ovid Fast. V 580 ff.). Diese Rückgabe wurde als ein besonders rühmlicher Erfolg der Augusteischen Politik gefeiert und deshalb an dem Panzer des Kaisers dargestellt. Auf ähnliche Ereignisse müssen auch die beiden Figuren r. und l. von der Mitte deuten. Nach der Frisur der linken zu urteilen, sind beide weiblich und nach Analogie der Nationes, die einst den Neptuns-Tempel schmückten — weibliche Figuren in der für die Frauen oder Männer des betreffenden Volkes charakteristischen Tracht —, haben wir in ihnen die Vertreterinnen von zwei barbarischen Teilen des Reiches zu erkennen. Die Vereinigung der Attribute der rechten — Eberstandarte, Drachentrompete, kurzes Schwert — giebt ihre Trägerin als Gallia zu erkennen (vgl. S. Reinach Bronzes figurés de la Gaule romaine S. 255 f.; Bertrand Revue archéologique 1894 I S. 158 ff.). Die Kürze des Schwertes verbietet an eine germanische Bevölkerung zu denken (vgl. Helbig a. unten a. O.). Die linke ist an dem Schwert, dem gladius Hispaniensis, als Hispania kenntlich; sie ist durch kostbarere Kleidung ausgezeichnet, was dem höheren Kulturzustand der Keltiberer im Verhältnis zu den Galliern entspricht. Die Art, wie die Figur das Schwert hält, deutet auf Übergabe. Im Jahre 21 v. Chr. sind die Keltiberer durch Agrippa entwaffnet und endgültig unterworfen worden. Der letzte große Aufstand S.25 eines gallischen Stammes, der Aquitaner, ward im Jahre 28 oder 27 v. Chr., als Augustus bereits den Imperatorentitel führte, durch M. Valerius Messalla niedergeworfen. Die vollständige Beruhigung beider Provinzen aber vollzog sich erst durch die Neuordnung während eines mehrjährigen Aufenthalts, den der Kaiser in ihnen nahm. Nachdem er i. J. 13 v. Chr. zurückgekehrt war, wurde zur Feier dieses Erfolges i. J. 9 v. Chr. die Ara Pacis geweiht, wie i. J. 19 v. Chr. nach der Rückkehr aus dem Osten der Altar der Fortuna redux. Auf die glückliche Bezwingung von Ost und West, die dem römischen Reich nach langer Zeit wieder Ruhe gab, deutet also die mittlere Reihe der Relief-Figuren. Apollon und Diana sind als die beiden Lieblingsgottheiten des Kaisers — Apollon war zudem der Schutzgott des julischen Hauses — hinzugefügt, denen ein Hauptteil der i. J. 17 v. Chr. gefeierten Säcularspiele galt; sie entsprechen in Gewandung und Attributen den Statuen des Skopas und Timotheos, die Augustus im palatinischen Apollontempel aufstellen ließ (vgl. Amelung Röm. Mitteilungen 1900 S. 199 ff.). Die übrigen Gestalten repräsentieren die Elemente, wobei die ausführliche Darstellung des Sonnenaufgangs vielleicht nicht ohne Bedeutung ist, da sie auf den Beginn der neuen Zeit durch Augustus weisen kann. Daß die Erde mit ihren Segnungen dankbar an dem Glück des vom Kaiser geschaffenen Friedens teilnimmt, ist ein Gedanke, den wir oft von den Dichtern jener Zeit ausgesprochen hören (vgl. besonders Horatius Carm. IV, 5); vielleicht sind mit den beiden Kindern geradezu die Zwillinge Romulus und Remus gemeint und soll nicht schlechthin die Erde, sondern der Orbis Romanus dargestellt sein (v. Duhn bei Domaszewski a. unten a. O.). Die Sphinx wird ohne besondere Bedeutung wappenartig auf den Klappen angebracht sein; doch sei daran erinnert, daß Augustus mit dem Bild einer Sphinx zu siegeln pflegte (Sueton. Aug. 50). Nach den inhaltlichen Bezügen der Panzerreliefs, wie nach dem ganzen Habitus der Statue zu schließen, soll Augustus hier als Imperator dargestellt werden; deshalb hätte der Ergänzer ihm besser eine Lanze statt eines Scepters in den l. Arm gelegt. Die Gebärde des r. Armes ist die eines Redners; der Kaiser hält S.26 eine Adlocutio an seine Truppen (vgl. Cichorius Die Reliefs der Trajanssäule Bild X, LI, LIV). Dieser realistischen Vorstellung widerspricht die Zugabe des Delphins mit dem kleinen Amor, der auf die Herkunft des julischen Geschlechtes von Aphrodite anspielt, und die Nacktheit der Füße, die an Panzerstatuen nicht ohne Beispiel ist: vgl. Clarac 337, 2413 (Trajan aus Gabii im Louvre, Salle des Antonins 1150; Bernoulli Röm. Ikonogr. II 2 S. 76 Nr. 6); 936 D 2486 B (sog. Geta in Villa Albani; Visconti Descript. de la Villa Alb. Nr. 318; Bernoulli a. a. O. II 2 S. 201 Nr. 5); 936 E 2362 A (sog. Germanicus im Lateran; Benndorf-Schöne Die ant. Bildw. d. lat. Mus. Nr. 204); 964, 2449 A (Marc Aurel; Monum. Gabin. Nr. 19); 964, 2481 (sog. Septimius Severus; Furtwängler Glyptothek Nr. 331). Vgl. auch die Figur des Drusus d. J. (?) auf dem Relief von S. Vitale in Ravenna (Bernoulli Röm. Ikonogr. II 1 Taf. VI). Durch diese Einzelheit den Kaiser in eine ideale Sphäre zu erheben (vgl. v. Rohden Bonner Studien S. 10), kann nicht die Absicht des Künstlers gewesen sein; er hätte dann das ganze Motiv anders gestaltet, d. h. den Kaiser in ruhiger Haltung als Triumphator, nicht als Imperator in einer bestimmten practischen Action dargestellt. Nun finden wir aber nackte Füße neben vollständiger Rüstung häufig auch auf griechischen Darstellungen mythischen Inhalts oder aus dem Leben (z. B. der sog. Herakles und Teukros aus den Giebeln von Ägina, Furtwängler a. a. O. Nr. 77 u. 84; Parthenonfries, Michaelis Parthenon Taf. 9, VI 11; 12, XII 47, XXII 65; andere Gerüstete auf dem Fries tragen hohe Stiefel; Grabstein des Aristonautes, Griech. Grabreliefs Nr. 1151 Taf. CCXLV; viele Figuren auf den Friesen von Magnesia, Clarac 117 D—I; auch hier andere Gewaffnete mit Fußbekleidung. Auch auf italischem Boden begegnen wir in älterer Zeit der gleichen Erscheinung (s. S. Reinach Répertoire de la statuaire II S. 186 ff.). Es kann demnach in älterer Zeit weder in Griechenland noch in Italien etwas Ungewöhnliches gewesen sein, einen Krieger in Rüstung, aber mit bloßen Füßen zu sehen, und so werden auch die Bildhauer des Augustus und der übrigen, oben aufgezählten Panzerstatuen in diesem Punkte nur älterer Tradition gefolgt sein, S.27 wahrscheinlich griechischer, von der sich der Künstler des Augustus auch sonst abhängig zeigt (Gewand des Sol; Göttin des Morgenthaus = Herse oder Pandrosos); unbeachtet blieb ihm der Widerspruch, der durch die Uebernahme jenes Zuges in die eigene Schöpfung kam.

Die Ausführung muß nach dem Jahre 13 v. Chr. erfolgt sein. Augustus war damals ein angehender Fünfziger. Diesem Alter entsprechen die Züge des Gesichtes. Die künstlerische Arbeit ist hervorragend: skizzenhaft an den von Farbe einst bedeckten Figuren des Panzers, die wie in Metall getrieben und emailliert wirken sollen, überaus sorgfältig und etwas überladen in den Faltenmotiven des Mantels, breit und einfach an Kopf und Extremitäten; der kleine Amor mit dem Delphin ist ganz flüchtig als Nebensache behandelt. Die Absicht des Künstlers ging nicht auf monumentale Einfachheit, sondern auf Eleganz, Reichtum und Pracht in der Erscheinung, wodurch er in der Bildung des Gewandes zu einer unplastischen Überfülle von Motiven verleitet worden ist; auch die mannigfach gefärbten Figuren des Panzers müssen durch ihre zerstreuende Wirkung den monumentalen Eindruck beeinträchtigt haben.

Gefunden am 20. April 1863 zu Primaporta an der Via Flaminia in den Ruinen der der Livia Augusta gehörigen Villa ad gallinas, »dinanzi al fabbricato in un ripiano rivolto verso il Tevere che probabilmente formava un giorno un portico o terrazzo avanti alla facciata del palazzo«. Die Figur ging alsbald in den Besitz des Vatican über, wo sie unter Tenerani’s Leitung ergänzt wurde. An ihrer Stelle stand 1822 die Statue des Asklepios, jetzt Nr. 17 (D’Este Nuovo Braccio S. 72 Nr. 123). 1834—1863 stand hier die jetzt im Lateran befindliche Statue des Antinous (Gerhard-Platner S.105 Nr. 123).

Walter Amelung
Literature:
Henzen Bullettino d. I. 1863 S. 71 ff.;
Köhler Annali d. I. 1863 S. 432 ff.;
Monum. d. I. VI—VII Taf. LXXXIV;
Garrucci Dissertazioni archeologiche S. 1, Taf. I;
O. Jahn Populäre Aufsätze S. 259 f. u. 285 ff. Taf. VI;
Rayet Monuments de l’art ant. II Taf. LXXI;
Baumeister Denkm. d. klass. Altert. I S. 229 Fig. 183;
Bernoulli Röm. Ikonographie II 1 S. 24 ff. u. 55 f., Fig. 2, Taf. I;
Gardthausen Augustus u. seine Zeit I 2 S. 827 mit Titelbild u. II 2 S. 278 Anm. 7;
Friederichs-Wolters Bausteine d. Gesch. d. griech. u. röm. Plastik Nr. 1640;
Wroth Journal of hell. studies 1886 S. 134;
BrunnBruckmann 225;
Kalkmann 53. S.28 Berlin. Winckelmanns-Progr. S. 92 u. 103 Nr. 65;
Zimmermann Allgemeine Kunstgeschichte I S. 309 Abb. 237;
Urlichs bei Furtwängler-Urlichs Denkm. gr. u. r. Skulpt. (Handausgabe) S. 170 ff. Taf. 50;
Helbig Nr. 5;
Petersen Vom alten Rom S. 139 Abb. 120;
Courbaud Le bas-relief romain à représentations historiques (Biblioth. des écoles franç. d’Athènes et de Rome LXXXI) S. 66 ff. Fig. 1 u. Taf. I;
v. Domaszewski Strena Helbigiana S. 51 ff.;
v. Bieńkowski De simulacris barbararum gentium apud romanos S. 26 ff. Fig. 2 u. 3 u. S. 100;
Michon Bulletin de la soc. des antiquaires de France 1900 S. 214 ff.;
Winter Kunstgeschichte in Bildern I. Abt. Taf. LXXX 3;
SpringerMichaelis Handbuch der Kunstgeschichte I S. 387 f. Fig. 603;
ReberBayersdorfer Skulpturenschatz Taf. 296;
Luckenbach Abbildungen zur alt. Geschichte S. 67;
ders. Antike Kunstwerke im klass. Unterricht S. 33 ff.

Photographie:
Alinari 6512 (4), 6513 (Kopf);
Anderson 1318 (4): 4908 (Oberteil); 5310 (Kopf);
Moscioni 431; 431A;
Rocca 777; 2057 (fol.); 398 (cab.); 1934 (Kopf).
Credits:
© 2014. Photo: Ilya Shurygin.
Data: museum annotation.
© 1903. Description: W. Amelung. Die Sculpturen des Vaticanischen Museums. Berlin, 1903. Band I. S. 19—28. Kat. Nr. 14.
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