Reign of Tiberius (14—37 CE). Inv. No. 350 A.Munich, Glyptotek
Head of Augustus.
Reign of Tiberius (14—37 CE).
Munich, Glyptotek
(München, Glyptotek).
München, Glyptothek 350A:
Kopf mit Eichenkranz
H 35 cm; Kopf mit Kranz 26,5 cm; ohne Kranz 24 cm; Gesicht 18,5 cm.
Herkunft: Aus der Sammlung Albani (dort im Verzeichnis von 1785 als A 63 aufgeführt); 1815 in Rom erworben.
Erhaltungszustand: Am Hals gebrochen. Bruchfläche neuzeitlich zurechtgemacht für die Verbindung mit einer Statue. Der rechte Teil des Hinterkopfes mit einem Teil des Ohres, der Haarwirbel, der Hals und ein Stück im Nacken waren weggebrochen und sind wieder angesetzt. Es fehlt ein großes halbrundes Stück am Hinterkopf, das einst ergänzt war. Die alten Ergänzungen an Kranzblättern, Nase, rechter Augenbraue und linker Taenie sind abgenommen, die Schnittstellen im Gesicht durch ‘Kunstbrüche’ kaschiert. Bestoßen sind Kranzblätter, Stirnlocken, Ohrrand rechts und die Locken des Bartansatzes der rechten Seite.
Beschreibung: Der Kopf war, vom Typus abweichend, nach links gedreht. Die dicken Stirnlocken sind stärker abgetrennt, aber auch durch Binnenzeichnung stärker aufgeteilt als bei der Kerngruppe des Typus; sie rollen sich auch etwas stärker ein. Der Ausdruck des Gesichts ist weitgehend verändert. Die Stirn ist breiter, ihr unterer Teil wölbt sich im Profil stärker vor. Die Augen wurden gegenüber dem Entwurf vergrößert und stehen etwas näher beieinander. Das Untergesicht ist kürzer und breiter, die Jochbeine treten deutlicher hervor. Die plastische Gliederung entspricht recht genau den Repliken der Kerngruppe, doch sind die Falten hier tiefer. Die Lippen wirken schmäler, ihre Enden sind tiefer in die Wangen eingedrückt.
Beurteilung: Die größeren Augen und das breite Untergesicht mit den weich bewegten Wangen erinnern an Tiberius-Bildnisse.
Die beste Parallele ist der Kopf Louvre MA 1246 (Kat.-Nr. 152 Taf. 88. 223, 4), der ebenfalls die corona civica trägt. Er teilt mit dem hier besprochenen Exemplar eine Reihe von kleinen Abweichungen vom Typus Prima Porta: die Mittellocke ist als Haarbüschel gestaltet, die Sichellocke in der zweiten Haarschicht über dem rechten Auge ist herausgezogen und auf den äußeren Zangenarm gelegt. Auch die Anordnung der Schläfensträhnen stimmt recht gut überein. Unterschiedlich ist jedoch die Ausarbeitung. Der Münchner Augustus zeigt stärker plastisch gearbeitete Einzelformen. Bei dem Pariser Kopf (Kat.-Nr. 152) dagegen ist die Haarkappe stärker geschlossen; das Gesicht ist durch Bohrrillen deutlicher aufgeteilt.
Datierungsvorschlag: Tiberisch (vgl. S. 73 f., Kap. IV B 2).
H. Brunn, Beschreibung der Glyptothek König Ludwigs I5 (1887) 242 f. Nr. 209 (Augustus).
A. Furtwängler, Beschreibung der Glyptothek2 (1910) 358 f. Nr. 350.
EA 863.
Montini 52. 90 Nr. 58.
Vierneisel — Zänker 74 Nr. 6. 9 mit Abb.
Hausmann 583 f. Anm. 261 Nr. 14 (frühclaudisch).
Hertel 60 f. 257 f. Nr. 101 (caliguläisch-frühclaudisch).
Hier S. 48. 73 f.; Anm. 62. 138. 149. 158. 164. 166. 172. 412. 496.
© 1993. Description, bibliography: Boschung D. Die Bildnisse des Augustus. B., 1993. S. 165. No. 135. Taf. 89. 223, 3.