Roman copy after a Greek model of the late 5th century BCE. Inv. No. 249.Rome, Vatican Museums, Pius-Clementine Museum, Round Room, 10Photo by Sergey Sosnovskiy
Hera Barberini.
Roman copy after a Greek model of the late 5th century BCE.
Rome, Vatican Museums, Pius-Clementine Museum, Round Room, 10
(Roma, Musei Vaticani, Museo Pio-Clementino, Sala rotonda, 10).
546. Kolossalstatue der ‘Hera Barberina’
H. 2,835 m, der Kopf 0,39 m. Marmor des Körpers feinkörnig mit Längsstreifen, der des Kopfes weiß, großkörnig.
Ergänzt am Kopf (die Angaben bei Helbig sind falsch) nur der Rand des Diadems z. T.; am Körper: r. Arm, l. Arm, soweit nackt, nebst Faltenrand (vorderste Falte wohl falsch ergänzt, das Gewand begann erst mit der zweiten), Stück im Chiton oben auf der r. Schulter (hinter der Verknüpfung), am Chiton sonst wenige Faltenrücken (die oberste überfallende Falte größtenteils alt), am Mantel nur an der Randfalte des Dreieckszipfels viel neu, ebenso die Quaste mit der Stütze dahinter, ferner l. Fuß, soweit nackt, hinterer r. Fuß mit darauf liegendem Gewand; das Vorderteil scheint alt, mit den vorderen Teilen der Zehen, nur die Spitzen des großen Zehs und die kleine sind neu. Die äußere Plinthe (aus anderem, grauem Marmor, in mehreren Stücken) ist offenbar modern. Das anscheinend antike Vorderstück des r. Fußes steht auf dieser Plinthe, der Fuß war ursprünglich weiter zurückgestellt. Die innere, antike Plinthe war in mehrere Stücke zerbrochen. Ausgebrochen war ein Stück im Nackten auf der l. Schulter. Beschädigt: Oberkopf, nacktes Bruststück an l. Seite. Ein großer senkrechter Sprung (z. T. vergipst) geht außen an der l. Schulter herunter. Das Nackte stark geputzt; im Haar alter Sinter.
Der Kopf mit dem nackten Bruststück ist gesondert gearbeitet.
Die Göttin trägt einen feinen, bis zum Boden reichenden Chiton ohne Ärmel, der auf der r. Schulter geknüpft ist, während sich auf der l. die Heftung gelöst hat, so daß der S.127 Saum bis zur Brust herabgleitet; dazu einen Mantel, der von r. um den Unterkörper geschlungen ist; ein Zipfel ist über die l. Schulter genommen, ein anderer fällt im Dreieck vorn herab. An den drei sichtbaren Ecken (l. vorn und hinten, am Dreieckzipfel ergänzt) Quasten. Der untere und der obere Rand haben mit doppelter Linie eingetieften Saum, die beiden anderen sind knitterig. Dicke Sandalen mit Riemen. Das zur Seite gestrichene, sichtbar an der Stirn ansetzende Haar wird hinten von einer Sphendone bedeckt; über der Stirn ein hohes Diadem von konkavem Profil, (abgesetzter Rand nicht gesichert). Das r. Bein ist zurückgesetzt. Die Arme sind im wesentlichen richtig ergänzt. Der Kopf ist zu seiner L. geneigt.
Die Statue ist eine vergrößerte Wiederholung des Typus der Hera Borghese, mit dem sie in allen wesentlichen Zügen übereinstimmt. Die Abweichungen (Mantel auf l. Schulter, Chitonrand auf Brust usw. vgl. Amelung) sind wohl durchweg Änderungen des Kopisten. Das Vorbild gehörte der Zeit um 420 an. Die nächsten Parallelen finden sich auf der Basis der Nemesis des Agorakritos, dem man deshalb die Erfindung zuschreiben wird. Im Gegensatz zu der äußerlich in manchem ähnlichen ‘Genetrix’ ist die polykletische Ponderation nur unvollkommen durchgeführt.
Die vaticanische Kopie ist sorgfältig, wenn auch hart und kalt gearbeitet, sie gehört wohl hadrianischer oder etwas späterer Zeit an. Im Haar tiefe, aber verarbeitete Bohrung. Das Haar am Oberkopf ist ausgeführt, von kantiger Arbeit. Mundspalte und Nasenlöcher sind tief gebohrt. Das Gewand steht nicht ganz am Boden auf, der Zipfel l. am Boden ist durch Rille abgesetzt. Die Oberfläche der Plinthe ist vorn einigermaßen glatt, hinten rauher.
Gefunden in der ersten Hälfte des 17. Jh. bei einer Grabung, die Cardinal Francesco Barberini ‘il vecchio’ durch Leonardo Agostini vornehmen ließ, gegenüber S. Lorenzo in Panisperna, wo ‘grotte’ mit Gemälden, Stuckreliefs und Mosaiken zutage kamen (Bartoli und Venuti, die Stelle scheint nicht mit dem Fundort von Gal. d. St. 271 und S.128 390, vgl. o. Bd. II 472, identisch), März 1772 aus dem Pal. Barberini, zus. mit Gal. d. St. 396 von Clemens XIV. erworben, die Arme von Giov. Pierantoni (vgl. 540) ergänzt. Bis 1866 an Stelle von Nr. 550. Hier früher der Antoninus Pius Chiar. 682.
Winckelmann, Anm. z. Gesch. d. Kunst 48: Werke (Donauösch.) IV 155 (vgl. 424 Anm. 2, Fea).
Novelle letterarie di Firenze 1772, 711 (Brief v. 29. März 1772).
Venuti, Antichità di Roma I 100.
Franc. Piranesi, Statue antiche 1785, Taf. ohne Nr. (Zeichnung v. Piroli).
Visconti, Mus. Pio-Clementino I 2.
Massi 122 Nr. XIII.
Zoega, Welckers Zeitschr. I 310.
Pistolesi V Taf. 109 Nr. 1174.
Gerhard-Platner 229 Nr. 19.
Guigniaut, Religions de l’Antiquité IV 2, LXXII 274.
Braun, Vorschule der Kunstm. Taf. 25;
Ruinen u. Museen 423 Nr. 141.
Clarac, Musée 414, 725 A.
Morghen, Principij del disegno Taf. 2, 3 (Kopf).
Müller-Wieseler, Denkmäler II4 Taf. 5.
C. L. Visconti, Ann. 29, 1857, 316.
Burckhardt, Cicerone 426 b.
Overbeck, Kunstmyth. III 54. 56 Nr. 193; Nr. 11; 115 Nr. 4; Atlas IX 10; X 33.
Baumeister, Denkmäler I 648 Abb. 715.
J. Vogel, ML. I 2114 f. mit Abb.
Furtwängler, Meisterwerke 117; Furtwängler (-Urlichs) Denkmäler, Handausg. 3 Taf. 9.
Amelung, EA. 873/4 (Kopf); zu 280; RM. 12, 1897, 73; Moderner Cicerone2 I 2, 123.
Helbig3 295.
BrBr. 492.
Arndt zu EA. 248/9; Glyptoth. Ny Carlsberg 92. Klein, Praxiteles 64; Gesch. d. gr. Kunst II 214; III 343.
Reinach, Rec. de Têtes antiques Taf. 60.
Springer-Wolters, Kunstgesch. I12 291 Abb. 543.
Winter, KiB2 282, 7.
Jordan-Hülsen, Topogr. I 3, 376 Anm. 9.
Eitrem, RE. VIII 389.
Lippold, Kopien 156. 203.
W. H. Schuchhardt, AA. 1929, 163.
G. Guidi, AfrIt. 4, 10.
Phot.:
Inst. Neg. 8040 (halb v. l.)
Al. 6586.
And. 1390 (St.); 4798 (K. f.).
Mosc. 2214.
Inalt. 1957 (K).
Sommer 1762.
Parker 2596.
Mang 73.
Form:
München 297 (K.).
Gerber 1474 (K.).
Abg. (K.): München Kunstak. Halle, Bonn u. a.
© 1986. Text: Guide to the Vatican: Museums and City. Pontifical Monuments, Museums and Galleries. Tipografia Vaticana, p. 48—49.
© 1936. Description: G. Lippold, Die Skulpturen des Vatikanischen Museums, III 1, Berlin 1936. S. 126—128, Nr. 546.