The front panel of the sarcophagus with a portal and portrait figures of the decedents
Coarse-grained light gray marble.
3rd century.
H. 97 cm, L. 209 cm.
Inv. No. A 889.Saint Petersburg, State Hermitage MuseumPhoto by Sergey Sosnovskiy

The front panel of the sarcophagus with a portal and portrait figures of the decedents.

Coarse-grained light gray marble.
3rd century.
H. 97 cm, L. 209 cm.
Inv. No. A 889.

Saint Petersburg, State Hermitage Museum
(Санкт-Петербург, Государственный Эрмитаж).

Origin:
Entered the Hermitage in 1926 from the former Stieglitz Museum. Earlier in the collection of A. R. de Montferrand, who bought it from F. R. de Chateaubriand, the former ambassador of Napoleon in Rome. Probably comes from Greece.
Description:

16. Vorderseite eines Sarkophags mit Portal und Porträtfiguren Verstorbener. Taf. 40—42.

Inv.-Nr. A. 889.
Maße: H. — 0,97 m; L. — 2,09 m.
Material: Grobkörniger, hellgrauer Marmor.

Herkunft: Gelangte 1926 aus dem früheren Museum Stieglitz in die Ermitage. Befand sich früher in der Sammlung A. R. de Monferrand, der sie von F. R. de Chateaubriand, dem einstigen Gesandten Napoleons in Rom, gekauft hatte. Stammt möglicherweise aus Griechenland.

Erhaltungszustand: Die Sarkophagwand ist aus vielen Stücken zusammengesetzt. Es fehlt ein großes Fragment des rechten Feldes. Außerdem gingen sowohl die Hände der männlichen als auch der weiblichen Figur und der obere Teil der gedrehten Säule rechts verloren. Die Nase und die Brust der Frau sowie Nase und Lippen des Knaben sind abgestoßen. Ferner gibt es zahlreiche kleine Abschläge an der männlichen Figur, am Portal und am Ornament. Ergänzt sind Flicken in der rechten Ecke sowie ein Teil des Hintergrundes mit Karnies am Kopf der männlichen Figur. Als sich das Stück in der Sammlung von A. R. de Monferrand befand, waren auch die Hände der Personen ergänzt. Die Oberfläche des Reliefs ist stark beschädigt, abgerieben und verschmutzt.

Literatur:
B. de Koehne, Description des objets les plus remarquables de la collection de sculpture antique de Mr. A. de Montferrand, St. Pétersbourg 1852, S. 47—49 Nr. 31, Taf. 12.
Б. В. Кёне, in: Пропилеи, 3, Москва 1853, S. 407—408 Nr. 3, Taf. 2, 1.
Th. Reinach, Fondation Piot. Monuments et memoirs 9, 1902, S. 208—210.
C. R. Morey, The Sarcophagus of Claudia Antonia Sabina and the Asiatic Sarcophagi (= Sardis, Publications of the American Society for the Excavations of Sardis, vol. V, 1), Princeton/N. J. 1924, S. 56 Nr. 5, Abb. 98.
M. Lawrence, AJA. 62, 1958, S. 274 Anm. 8, 9.
F. Matz, Madrider Mitteilungen 9, 1968, S. 301—306, Taf. 99 b.

Die Vorderseite des Sarkophags ist dreigeteilt. In der Mitte befindet sich ein Portal mit Giebel und zwei kannelierten Pilastern. Aus den halbgeöffneten Türflügeln, die mit Gorgonen- und Löwenkopfmasken dekoriert sind, tritt die Figur des Hermes Psychopompos1 heraus. In den Seitenfeldern sind auf dem Hintergründe eines Vorhanges (Parapetasma) ein Mann in der Kleidung eines Feldherrn und seine Gemahlin dargestellt, die jeweils Opfer vollziehen. Ihre Gesichter sind in der Absicht einer erst späteren Ausarbeitung vom Bildhauer kaum angedeutet.

Die Oberfläche ist sorgfältig poliert, der Bohrer wurde bei der Darstellung der Opferflamme sowie der Früchte, aber auch für die Augen und Mundwinkel an der Figur des Hermes sowie an den Gorgonen- und Löwenkopfmasken verwendet.

Bereits in einer früheren Veröffentlichung von Th. Reinach2 wurde der zwiespältige Charakter dieses Monumentes hervorgehoben. Einerseits steht es der Gruppe kleinasiatischer Sarkophage, die zur Gruppe von Sidamara zusammengefaßt werden, zweifellos nahe, andererseits besitzt es eine Reihe völlig origineller Züge. Strenggenommen besteht die Verwandtschaft des Reliefs in der Ermitage mit der S.44 kleinasiatischen Plastik nur in der klaren Gliederung sowie in der Einbeziehung architektonischer Motive und des Portals. Unterschiede lassen sich indessen in großer Zahl feststellen. Das Portal wird als wesentliches dekoratives und gedankliches Element in die Mitte der Komposition eingefügt. Die architektonischen Motive tragen keinen so voluminösen Charakter wie auf den kleinasiatischen Sarkophagen, sondern sind in Flachrelief ausgeführt und beeinträchtigen den Flächencharakter der Sarkophagwand nicht.

Durch sorgfältiges Studium der kleinasiatischen Sarkophage gelang es C. R. Morey, den Sarkophag aus der Sammlung Monferrand und die Gruppe der mit ihm verwandten Stücke als westliche Imitationen des kleinasiatischen Typs zu klassifizieren3. Nach der Auffassung Moreys gehen die römischen Sarkophage mit Dreiteilung und architektonischer Rahmung in ihrer Entstehung auf kleinasiatische architektonische Sarkophage zurück. Das Exemplar der Ermitage hält Morey für eines der späten Beispiele dieses Typs, das noch später als der Sarkophag im Palazzo Riccardi4 anzusetzen ist, den er in die erste Hälfte des dritten Jahrhunderts datiert. Zur Begründung dafür dient die Stilanalyse. Die Vereinfachung von Formen und Ornament am Sarkophag der Ermitage sowie die Verschiebung des Akzentes auf die Porträtfiguren charakterisieren nach der Auffassung Moreys das Endstadium in der Entwicklung des imitierenden Stils, der sich immer weiter vom kleinasiatischen Vorbild entfernt.

F. Matz vertritt in seiner jüngsten Publikation5 eine völlig gegensätzliche Meinung. Er ordnet die dreigeteilten römischen Sarkophage mit Portal und Porträtfiguren zu Gruppen und kommt zu der überzeugenden Schlußfolgerung, daß der Sarkophag der Ermitage zu den späten Beispielen mit Einzelfiguren in den Seitenfeldern gehört. Seine Datierung in die Zeit der frühen Severer wirkt meines Erachtens sehr überzeugend.

Römische Arbeit. Ende des 2./Anfang des 3. Jahrhunderts.

Irina Saverkina
1Zu Sarkophagen mit Hermes Psychopompos in Türen vgl. M. Lawrence, AJA. 62, 1958, S. 274 Anm. 9.

2Th. Reinach, Fondation Piot. Monuments et mémoirs 9, 1902, S. 210.

3C. R. Morey, S. 56—57.

4C. R. Morey, S. 56 Nr. 4, Abb. 99.

5F. Matz, Madrider Mitteilungen 9, 1968, S. 306.
Credits:
(сс) 2018. Photo: Sergey Sosnovskiy (CC BY-SA 4.0).
2004. Text: museum label.
© 1979. Description: Saverkina I. I. Römische Sarkophage in der Ermitage. Akademie-Verlag, Berlin, 1979. S. 43—44, Kat. Nr. 17, Taf. 40—42.
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