Statue of Demosthenes
Marble.
Roman copy of a Greek original by Polyeuktos from 280 BCE.
Inv. No. 2255.Rome, Vatican Museums, Chiaramonti Museum, New Wing, 64Photo by Sergey Sosnovskiy

Statue of Demosthenes.

Marble.
Roman copy of a Greek original by Polyeuktos from 280 BCE.
Inv. No. 2255.

Rome, Vatican Museums, Chiaramonti Museum, New Wing, 64
(Roma, Musei Vaticani, Museo Chiaramonti, Braccio nuovo, 64).

Origin:
Formerly at the Villa Aldobrandini in Frascati. Acquired by the Vatican in 1823.
Description:

Deutsch 62. Porträtstatue des Demosthenes (Taf. XI)

H. 2,07 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor (an den Füßen gelblich; braune Stelle am r. Fuß oben).

Ergänzt aus Gyps vorderer Teil der Nase, Flicken an der r. Braue, oben auf der Stirn und an der l. Schläfe, am Halse vorn, an der r. Seite und hinten (besonders groß); aus Marmor länglicher Flicken in der Mitte der Brust, großes Stück im r. Oberarm, kleines in dem antiken Teil des r. Unterarms, der ganze untere Teil beider Unterarme, soweit sie freistehen, mit den Händen, Stütze am r. und Schriftrolle, viele Flicken an dem Himation, besonders der Zipfel unter der l. Hand mit der Troddel und die erste große Falte neben dem l. Bein außen, Ferse, Knöchel und die Außenseite des kl. Zehen am r. Fuß, die ganze Basis bis auf das Stück unter l. Fuß und Scrinium. Abgebrochen war der Kopf (aber sicher zugehörig: Marmor der gleiche; Bruch, nicht Schnitt; an der l. Seite war ein großes Stück ausgebrochen; der Hals ist bei der Zusammensetzung überarbeitet worden, besonders stark an den beiden Seiten), die r. Schulter, die Mittelpartie des r. Armes, das Stück der Basis mit l. Fuß und Scrinium, an diesem die äußere obere Ecke, am l. Fuß die Spitze des gr. Zehen, Vorderteil des r. Fußes.

Hie und da zerstreut winzige Reste einer rotbraunen Bemalung, mittels deren man nach Petersen einst der Statue Bronzefärbung gegeben hätte (mündliche Mitteilung; vgl. Röm. Mitteil. 1901 S. 94).

Auf der Basis zwischen den Füßen eingegraben: 37; die Statue führte diese Nummer (37) in der Villa Aldobrandini nach dem Inventar von 1709 (s. unten).

Die Erhaltung der Oberfläche im Allgemeinen gut; nur am Halse und vorne in der Mitte des Leibes sind Überarbeitungen.

Aufrechte Haltung. L. Standbein. R. Fuß zur Seite gesetzt. Beide Arme vor dem Leib gesenkt; die Hände halten eine Schriftrolle halb entfaltet. Das Himation liegt mit einem Teil auf der l. Schulter, ist dann um den Rücken und S.81 die Mitte des Leibes gezogen, sodaß es den ganzen Körper unterhalb der Brust bedeckt, und wird vom l. Oberarm am Körper festgehalten. Der bärtige Kopf leicht nach der r. Schulter gewendet. Sandalen. Ein Scrinium mit Schloß und Band neben dem l. Fuß außen; es ist hinten glatt abgeschnitten, was darauf schließen läßt, daß die Figur für eine Nische bestimmt war.

Welke Formen am Körper und dem Kopf mit sorgenvollem ernsten Ausdruck (s. die schöne Schilderung bei Michaelis a. unten a. O. S. 421). Die Arbeit ist einfach, derb, an Einzelheiten (z. B. den Armen) nicht ohne Feinheit. Die Füße sind flüchtiger behandelt als das Übrige (Brunn Annali d. J. 1857 S. 191). Die Ergänzung der Arme kann nicht richtig sein. Etwas oberhalb der jetzigen Lage der Unterarme sind die Falten beiderseits eingeknickt, was nur dadurch motiviert sein kann, daß die Unterarme dicht anlagen. Auch sind an dieser Stelle Abarbeitungen deutlich. Die gleiche Ergänzung findet sich an einer zu Knole in England befindlichen Replik, an der man beide Hände mit Schriftrolle für gebrochen und antik hielt (Bernoulli a. unten a. O. S. 71 f. Nr. 22 Abb. 7; Zimmermann Allgemeine Kunstgeschichte I S. 222 Abb. 176). Eine genaue, kürzlich vorgenommene Untersuchung hat jedoch ergeben, dass auch dort die betreffenden Teile ergänzt sind1. Der l. Unterarm, der dort S.82 fast bis zur Handwurzel antik ist, liegt dicht am Körper; dasselbe ist, wie gesagt, für die vaticanische Figur ursprünglich anzunehmen. Da es demnach sehr wohl möglich ist, daß die Finger der beiden Hände einander kreuzen könnten, liegt kein Grund mehr vor, daran zu zweifeln, daß beide Figuren Copieen einer Bronzestatue sind, die dem Demosthenes i. J. 280 v. Chr. in Athen errichtet worden und von einem Künstler Polyeuktos gearbeitet war (Overbeck Schriftquellen Nr. 1365—67; Plutarch Demosth. 30: ἕστηκε δὲ τοὺς δακτύλους συνέχων δι’ ἀλλήλων).2 Der Stil der beiden Copieen entspricht dem jener Epoche. Vom Copisten ist nur als Stütze das Scrinium zugefügt (an der anderen Copie statt dessen ein kurzer Stamm).

Ehedem in der Villa Aldobrandini in Frascati. Der Angabe bei Nibby a. unten a. O., die Statue sei 1687 durch Morosini aus Athen in den Besitz der Giustiniani gelangt, widerspricht Michaelis (s. unten) mit Recht, da die Figur bereits in dem Inventar von 1709 (Documenti inediti dei Musei d’Italia III S. 185 Nr. 37) unter den »statue del teatro« der Villa aufgezählt wird; vgl. die gleiche Construction der Herkunft bei Nr. 5. In den Jahren 1811/12 sah sie Wagner bei Camuccini. Vom Vatican 1823 erworben (vgl. Michaelis Jahrbuch des Instituts I S. 15, D), kam sie Anfang 1824 an ihren jetzigen Platz, den seit 1822 die heutige Nr. 80 eingenommen hatte.

1Die folgenden Worte sind einer brieflichen, von Mrs. Strong (geb. Sellers) stammenden Mitteilung über jene Untersuchung entnommen, die sie so liebenswürdig war, mit ihrem Gemahl auf Bitten des Verfassers dieses Kataloges vorzunehmen: »Die beiden Hände mit der Rolle sind augenscheinlich modern. Von dem l. Unterarm war ein Teil gebrochen; wo jedoch die Hand ansetzt, ist nicht, wie Michaelis (S. 418) schreibt, ein verschmierter Bruch, sondern einfach ein Schnitt; ebenso in der Mitte des r. Unterarms. Die Oberfläche an den Händen ist der an den anderen Teilen nicht gleich, obwohl die Verwitterung des Antiken oberflächlich nachgeahmt ist; auch findet sich an ihnen keine Spur von Sinter, der im Übrigen reichlich vorhanden ist; an der Rolle zeigt sich eine winzige Spur von Erde, die unmöglich mit echtem Sinter verwechselt werden kann. Die Einzelheiten, wie z. B. Adern, sind an den Händen sorgfältig ausgeführt, an den antiken Teilen vernachlässigt. M. schreibt das Alles moderner Überarbeitung zu. Wie aber könnte es sich erklären, daß man gerade die Hände mit der Rolle geputzt und überarbeitet hätte, allem Übrigen jedoch die antike Oberfläche ließ? Uns schien es einfach moderne Arbeit. — Man muß zugeben, daß die Hände sehr sorgfältig ergänzt sind, während die Fußspitzen roh ausgeführt und angesetzt sind.«

Ein Abguss der Statue steht in Rom im Hofe des Hauses Via del Babuino 41; es wird derselbe sein, der nach Michaelis (Bildn. d. D. S. 401) bei Jenkins zurückblieb. In dem Flur des gleichen Hauses stehen die von Bulle Röm. Mitteil. 1894 S. 139 F erwähnten Verkleinerungen einer Karyatide und eines Barbaren vom Konstantinsbogen in Gyps; der Ausländer für den sie gemacht worden sein sollen, wird eben Jenkins gewesen sein.

2Ende d. J. 1901 sind in der Nähe des Pal. Barberini in Rom zwei roh gearbeitete Hände mit gekreuzten Fingern gefunden worden, die aller Wahrscheinlichkeit nach von einer dritten Replik des Dem. stammen, zu dem sie in Grösse und Angabe der Anzeichen des Alters stimmen (Hartwig Röm. Mitteilungen 1901 S. 370).

Walter Amelung (1903)
Literature:
Fea Storia delle arti ecc. di G. Winckelmann trad. (1783) II S. 254 nota E;
Cardinali in Memorie romane 1825 S. 296;
Pistolesi Taf. XIX 2;
Nibby II Taf. XXIV;
Clarac 842, 2099 C;
Gerhard Hyperboreisch-röm. Studien I S. 116;
Gerhard-Platner S. 94 Nr. 72;
Wagner Annali d. I. 1836 S. 159 ff.;
Jahn Zeitschrift für Alterthumswissenschaft 1844 S. 239 f.;
S.83 Braun Ruinen und Museen Roms S. 237 Nr. 6;
Urlichs Glyptothek S. 12;
Friederichs-Wolters Bausteine Nr. 1312;
Baumeister Denkmäler des klass. Alterthums I S. 425 Fig. 465;
Michaelis Die Bildnisse des Dem. bei Schäfer Dem. u. seine Zeit2 III S. 402 Nr. B u. S. 419 ff.;
Brunn-Bruckmann 429;
Kalkmann 53. Berliner Winckelmanns-Progr. S. 91 Nr. 52;
Overbeck Geschichte der gr. Plastik4 II S. 115 u. 137 Anm. 11.
Collignon Histoire de la sculpture gr. II S. 457 ff. Fig. 239;
Christ Griech. Litteraturgeschichte Abb. 15;
Helbig Nr. 30;
Petersen Vom alten Rom S. 128 Abb. 110;
Winter Kunstgeschichte in Bildern I Taf. LXII 6;
Springer-Michaelis Handbuch der Kunstgeschichte I S. 260 Fig. 461;
Reber-Bayersdorfer Skulpturenschatz Taf. 507;
Bernoulli Griech. Ikonographie II S. 69 Nr. 2 Abb. 6 Taf. XI.

Photographie
Alinari 6548 (3); 6549 (Kopf);
Anderson 1358 (4); 5320 (Kopf);
Moscioni 2298;
Rocca 780; 2049 (fol.); 399 (cab.); 1916 (Kopf).
Credits:
(сс) 2008. Photo: Sergey Sosnovskiy (CC BY-SA 4.0).
2008. Text: museum label.
© 1903. Description: W. Amelung. Die Sculpturen des Vaticanischen Museums. Band I. Berlin, 1903. S. 80—83, Kat. Nr. 62.
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