Braschi Antinous
Marble.
130s CE.
Rome, Vatican Museums, Pius-Clementine Museum, Round Room, 4Photo by James Anderson

Braschi Antinous.

Marble.
130s CE.

Rome, Vatican Museums, Pius-Clementine Museum, Round Room, 4
(Roma, Musei Vaticani, Museo Pio-Clementino, Sala rotonda, 4).

Rome, Lateran Museum.
Private collection.
Origin:
The statue was found by Gavin Hamilton and Robert Fagan in 1792-1793, in the area of “La Villa” (or “Santa Maria della Villa”) on the site of an alleged villa of Hadrian, near Palestrina (ancient Praeneste).
Restored by sculptor Pierantoni under the direction of Gavin Hamilton.
Purchased by Pius VI and housed in Palazzo Braschi in Piazza Navona in Rome.
Acquired by Gregory XVI for the Lateran Museum, founded by Pius IX in 1844.
Transferred to the Vatican in 1862-1863.
Description:

Deutsch 540. Kolossalstatue des Antinoos

H. 3,26 m. Der Kopf, von Scheitel bis Kinn, 0,36 m. Plinthe 0,155 m. Marmor weiß mit grauen Adem (wohl lunensisch).

Ergänzt: das Blattbüschel oben auf dem Kopfe mit seiner rechteckigen Basis (doch wohl ganz, obwohl daran geflickt ist), große Teile der abstehenden Blätter und Trauben des Kranzes (einiges wieder abgefallen), Rand des r. Ohres, Locke vor dem r. Ohr, l. Ohrläppchen, Locke davor, r. Unterarm (im Ellbogen besonderes Flickstück, Finger angesetzt), l. Hand mit Ende des Unterarmes (die Finger wieder besonders angesetzt). Stück in l. Brust oben neben dem Gewand, das ganze Gewand (in mehreren Stücken, einige Flicken), kleiner Flicken über dem r. Fuß vorn, Spitzen beider großer Zehen, Flicken im Plinthenrand r. hinten (wo das Gewand angesetzt ist).

Gebrochen war der l. Oberarm am Ansatz (Flickstücke), der r. Fuß in mehrere Stücke (Fugen verschmiert). Stark geputzt und übergangen, namentlich Gesicht und anschließende Haare.

Vom Gewand waren bei der Auffindung keine Reste vorhanden. Es war offenbar aus anderem Material, die Statue ein Akrolith. Ob die fehlenden Teile aus vergoldeter Bronze oder aus Stuck oder dgl. über einem Holzkem gebildet waren, ist nicht festzustellen (der Bericht Guattanis liefert S.114 keinen Anhalt). Die Ergänzung ist im wesentlichen richtig: es kommt nur ein Mantel, nicht ein Fell, das nicht so groß gewesen sein kann, in Frage. Nur im einzelnen wird das Gewand anders gewesen sein: so folgte der Kontur an der l. Brust wohl der Linie, wo jetzt Nacktes ergänzt ist.

Das r. Bein ist entlastet, der r. Arm gesenkt, der l. hoch erhoben, der Kopf zu seiner L. gewendet und geneigt: all das entspricht dem Haupttypus des Antinoosporträts, das im Anschluß an Werke des strengen Stils geschaffen ist. Auch die Anordnung der Haare stimmt mit diesem Typus überein. Durch verschiedene Zutaten ist hier Antinoos als Dionysos charakterisiert, mit dem er öfter gleichgesetzt wird: im Haar liegt ein Efeukranz (aus zwei Zweigen, deren Überkreuzung vorn sichtbar ist), darüber eine flache Binde, deren Enden hinten herabhängen. Eine Vertiefung vorn am Scheitel wird wohl einen Pinienzapfen oder dgl. (nach Holm Uräus), ähnlich wie jetzt ergänzt, getragen haben (nach Guattani waren Oxydreste vorhanden, die auf Bronzezutat deuten). Auf beiden Seiten sind Schulterlocken zugefügt. Die L. stützte gewiß, wie ergänzt, den Thyrsos auf; sein Ende ruht jetzt in einem Loch auf der Plinthe, das aber nicht sicher antik ist. Vor der Ciste ist auf der Oberfläche der Plinthe eine weiße Stelle, hinter der der untere Rand der Ciste nicht ausgearbeitet (ohne Schräglinien) ist, vielleicht saß der Thyrsos ursprünglich hier auf. Das Gewand war zur Kennzeichnung des Gottes nicht unbedingt erforderlich, es ist wohl mehr zur Steigerung der Wirkung zugefügt. Neben dem l. Fuß die Cista mystica, ein Korb, unten mit vier Horizontalstreifen; neben dem l. Bein kommt die Windung einer geschuppten Schlange heraus, die den Deckel hebt. Die R. hielt wohl den Kantharos.

Die Arbeit ist ausgezeichnet, die Mischung von klassizistischer Kühle und mystisch-dämonischer Schönheit, die diese Kunst erstrebt, sehr gut zum Ausdruck gekommen. In den Haaren sind die Spuren des Bohrers sehr deutlich. Die Locken sind z. T. durch Stege verbunden ; die Haare sind auch auf dem Oberkopf ausgeführt. Die Pupillen sind als S.115 runde Löcher gegeben, die Iris nicht plastisch. Der Blick ist nach der l. Seite gerichtet. Die Brauen sind nach der Mitte zu gestrichelt. Die Brustwarze springt stark vor.

Die ovale Plinthe ist ringsum gleichmäßig profiliert: Hohlkehle, oben und unten Wulst. Ihre Hauptachse stand auch ursprünglich schräg zur Vorderansicht der Statue. In die moderne Basis ist hinten das Fragment einer anderen schrägstehend eingelassen (H. 0,545 m, größte Breite etwa 0,61 m), die antik zu sein scheint: Marmor mit starken grünen Adern (cipollinartig); oben und unten profiliert; Ecken beschädigt.

Gefunden 1793 durch Gavin Hamilton ungefähr eine Miglie von Palestrina in der Gegend “La Villa”; unter Hamiltons Leitung von dem Bildhauer Pierantoni (vgl. zu 546) ergänzt. Erworben von Pius VI. und im Palazzo Braschi an Piazza Navona in Rom aufgestellt; kam mit diesem an seinen Neffen und Erben, den Herzog von Braschi. Von Gregor XVI. um 60000 frs. für das 1844 eingerichtete lateranische Museum erworben, von Pius IX. 1863 in den Vatican übertragen. An der Stelle stand zuerst die Aedicula von Todi (jetzt Gal. lap. 91), dann (vor 1819 aufgestellt) die Statue von Herakles mit dem Telephoskind, jetzt Mus. Chiaramonti IX 3 (636).

Uhden (Bericht von 1794, herausg. von Gerhard) Archäol. Intelligenzblatt der Allg. Literatur-Zeitg. 4, (1836) 40.
Pierantonio Petrini, Memorie Prenestine (1795) 70.
Guattani, Mon. ined. (1805) VIII ff. Taf. 2.
Levezow, Antinous 85 f. Taf. 7 u. 8.
Meyer zu Winckelmann, Werke (Donauösch.) VI 286.
Clarac, Musée 947, 2428.
Braun, Ruinen u. Museen 729 Nr. 1.
Garrucci, Mon. del Museo Lateranense 15 Taf. 5.
Burckhardt, Cicerone 486 h.
Dietrichson, Antinoos 175 Nr. 10 Taf. 2, 4.
Friederichs-Wolters, Bausteine 1660.
E. G. Massi (1893) 26.
Petersen, Diss. dell’ Accad. Pontif. Rom. di Arch. Ser. II 7, 1900, 171.
Helbig3 289.
Lübke-Pernice, Kunst d. Altertums16 484 Abb. 668.
L. v. Sybel, Weltgesch. d. Kunst2 422.
Hekler, Bildniskunst 255.
Amelung, Mod. Cicerone2 I 2, 124.
Strong, Roman Sculpture (1907) 250; Art in ancient Rome II 107 Abb. 404.
Rizzo, Ausonia 3, 1908, 154 Abb. 3.
S. Reinach, Apollo Abb. 137.
Lippold, Kopien 191.
P. Marconi, MonAnt. 29, 1923, 161 Nr. 1; 225 f. Abb. 2.
Ashby, The Roman Campagna in Classical Times 138.
H. Seitz, Corolla archaeologica S.116 (1932) 268 (Plinthe).
Enciclopedia Italiana III Taf. 126, 1.
E. Holm, Das Bildnis des Antinoos (Diss. Leipzig 1933) 20. 29.

Phot.:
Al. 6494; 6494a (Kopf r. P.).
And. 1307; 1308 (K. f.).
Mosc. 2221; 5276 (K. f.); 3050 (K. r. Pr.).
Inalt. 804 (St.); 1975 (K.).
Brogi 4068.
Sommer 1766.
Parker 2591.
Mang 72.

Form: Berlin 667/8 (Büste).

Georg Lippold (1936)
Credits:
Albumen silver print.
Photo: James Anderson (1813—1877), No. 1307.
Inscription on the photo: 1307 - ROMA - Antinoo Braschi - Sala Rotonda - Museo Vaticano - Anderson.
2015. Source: https://thesquirrelsgranary.com.
D. Anderson. Catalogo delle Fotografie di D. Anderson. Catalogo I. Roma: Vedute, Musei, Gallerie e Contorni. Rom 1899. P. 36.
© 1936. Description: G. Lippold, Die Skulpturen des Vatikanischen Museums, III 1, Berlin 1936. S. 113—116, Nr. 540.
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