Head of Medusa, so-called “Rondanini Medusa”
Marble. Roman copy after a Greek original by Phidias ca. 440 BCE, which was set on the shield of Athena Parthenos.
Height 36 cm.
Inv. No. 252.Munich, GlyptotekPhoto by Sergey Sosnovskiy

Head of Medusa, so-called “Rondanini Medusa”.

Marble. Roman copy after a Greek original by Phidias ca. 440 BCE, which was set on the shield of Athena Parthenos.
Height 36 cm.
Inv. No. 252.

Munich, Glyptotek
(München, Glyptotek).

Origin:
Rome, Palazzo Rondanini. Acquired in 1811.
Description:

Deutsch 128. Medusa Rondanini

Kopf in Hochrelief. Parischer Marmor. H. und Br. der Platte 0,50; H. des Kopfes 0,36. Aus Palast Rondanini in Rom. Publicirt bei Guattani Ant. mon. 1788, April 2; Levezow Gorgonenideal V, 50; von Lützow Münch. Ant. 25; vgl. Brunn in den Verhandl. d. (37.) Philologenversammlung in Dessau S. 72. Ergänzt sind die Spitze der Nase und der Rand des l. Nasenflügels, Einzelnes an den Haaren, den Köpfen und Schwänzen der Schlangen, und die ganze Platte, auf welche der Kopf aufgesetzt ist.

Im Gegensatz zu den älteren fratzenhaften Bildungen ist hier das Antlitz der Medusa in den veredeltsten Formen der Kunst gebildet. Nur eine gewisse Breite der Backen erinnert an den älteren Typus. Dagegen ist jeder Gedanke daran aufgegeben, wie in der alten gegen bösen Zauber angewendeten Maske, durch Hässlichkeit Schrecken und Grauen zu erregen, sondern der Künstler hat ein Ideal derjenigen Schönheit zu bilden unternommen, welche, tadellos und vollendet in der Form, durch den Mangel jedes Gefühls und jeder Empfindung im Ausdrucke erkaltend, ja fast erstarrend wirkt. Nur in dem Munde, in dem die obere Reihe der Zähne sichtbar wird, ist noch eine Regung der Sinnlichkeit wahrnehmbar; doch fehlt auch hier in der starren Oeffnung Geist und Gefühl. In den keineswegs sterbenden, sondern weit geöffneten Augen vermissen wir jedweden Ausdruck von Seele und Wärme des Lebens. Die schön gewundenen Massen des Haares scheinen sich zu Schlangen zusammenzuballen, ähnlich denjenigen, deren Köpfe über den Schläfen hervorschiessen, während sich die Schwänze unter dem Kinn zur Umrahmung der Wangen zusammenschliessen. Matt endlich senkt sich das über den Schlangen hervorgewachsene Flügelpaar, nicht einem zu kühnem Fluge bereiten Adler, sondern einem in nächtlichem Dunkel sich bewegenden Vogel entlehnt. So vollendet aber hier dem Beschauer der Ausdruck starrer Schönheit entgegenzutreten scheint, so darf doch nicht übersehen werden, dass ein Theil dieser Wirkung fast eben so sehr auf der stylistischen Auffassung wie auf der geistigen Durchdringung der Form beruht. Das Werk war offenbar bestimmt, der Architektur, sei es als Verzierung des Schlusssteines eines Gewölbes oder sonst wie eingefügt zu werden, und seine Formen haben nur in dieser Verbindung ihre volle Berechtigung. Denn indem jeder Zug dem architektonischen Gedanken und Gesetz in bestimmter Weise untergeordnet ist, empfindet der Beschauer die architektonische Versteinerung der Form auch als geistige Erstarrung, während bei einem für sich bestehenden Werke die letztere auch formell einen andern Ausdruck verlangt haben würde.

Wann die ideale Umbildung des Medusentypus stattfand, ist nicht überliefert, jedenfalls nicht vor der Zeit des Praxiteles. Die Ausführung des Marmors, die in ihrer Abrundung und glatten Vollendung einem schön geschnittenen Edelsteine gleicht, fällt wohl noch vor die römische Zeit, wenn dieser auch z. B. die technische Behandlung der stark unterarbeiteten Haare schon sehr nahe steht.

H. Brunn (1887)
Credits:
(сс) 2008. Photo: Sergey Sosnovskiy (CC BY-SA 4.0).
Text: museum inscription to the sculpture.
Description: H. Brunn. Beschreibung der Glyptothek König Ludwig’s I. zu München. München, 1887, S. 164—165.
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