Altar of the Lares Augusti. Apotheosis of Aeneas or Julius Caesar?
Rome, Vatican Museums, Gregorian Profane Museum
(Roma, Musei Vaticani, Museo gregoriano profano).
H. 0,95 m. Br. unten 0,97 m. T. unten 0,67 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt fast die ganze eine Hälfte des unteren Profils. Abgestofsen alle Ecken oben und die ganze obere Hälfte der l. Schmalseite. Fast alle Köpfe fehlen oder sind ganz bestofsen; für zwei Köpfe der Hauptseite (den des l. stehenden Mannes und der r. stehenden Frau) sind Vertiefungen gemacht (antike Ergänzung); in der r. der Rest eines Eisennagels; Rest eines Nagels r. von der l. Vertiefung; auch der Kopf des vordersten Pferdes scheint einmal mittels Nagels befestigt gewesen zu sein (kl. Loch in der Bruchfläche). Auch sonst viele Verletzungen. Grofse Eisendübel in den Brüchen der l. Schmalseite und der l. hinteren Ecke, wohl zum Zwecke einer ehemaligen Ergänzung eingetrieben. Das Kopfprofil war besonders gearbeitet (Zapfenlöcher werden auf der verdeckten Oberfläche sichtbar sein).
Die Ära hat rechteckigen Grundrifs. Über der Basisplatte ein Rundstab als bandumwundene Eichenguirlande gestaltet; dann ein Ablauf mit sehr zierlichem Ornament: je zwei zu einer Herzform vereinigte Blätter, deren akanthusartige Ränder aufsen und innen umgeschlagen sind, wechseln ab mit Sternblumen; darüber ein entartetes lesbisches Kyma. Die Seiten der Ära sind mit Hochrelief bedeckt. Auf der einen Langseite (jetzt dem Hofe zugekehrt) ist eine Apotheose dargestellt: auf einer stark vortretenden Bodenleiste steht l. ein verhältnismäfsig klein gebildeter Togatus nach r. gewendet; die Figur ist stark beschädigt; man erkennt noch, dafs die L. mäfsig erhoben ist; r. von ihr steht weit ausschreitend auf einem zweirädrigen Wagen, dessen vier beflügelte Pferde nach r. hin aufsteigen, ein Mann, dem Beschauer zugewendet; er hat einen Mantel um die l. Schulter und die Mitte des Körpers geschlungen; sein r. Arm war gesenkt, und vielleicht war ein Attribut in dem kleinen Loch r. von dem Kopf des genannten Togatus befestigt; ganz r. steht eine hochgewachsene Frau mit gegürteter Tunica, den Mantel um die l. Schulter und die Mitte des Körpers geschlungen. Sie steht dem Beschauer zugewendet, etwas nach l. gekehrt und erhebt die R. hoch zum Grufse an den auf dem Wagen Stehenden; den l. Arm legt sie um die Schulter eines kleinen Togatus, S.243 der an ihre l. Seite geschmiegt steht und ebenfalls nach oben grüfst; an ihrer r. Seite steht ein noch kleinerer Togatus ruhig dem Beschauer zugewendet. Diese Szene wird eingerahmt l. von einem Palmenbaum, von dem nur ein Teil des Stammes in Flachrelief erhalten ist, r. von einem ebenfalls in Flachrelief ausgeführten Lorbeerbaum. Über der Gruppe der Frau ragt aus einer Wolke der Oberkörper eines bärtigen Mannes hervor, der mit beiden seitlich erhobenen Händen einen segelartig geblähten Mantel hält; es ist Caelus (vgl. Braccio nuovo Nr. 14 S. 21). Links oben ist in flacherem Relief ein Viergespann dargestellt — zwei Pferde sind linkshin, zwei rechtshin gewendet, der Wagen in der Mitte — , das aus einem Gebilde auftaucht, mit dem niederschlagende Flammen gemeint sein könnten; es ist das Gespann des Sol (vgl. Br. n. a. a. O.). Zwischen Caelus und Sol war der Raum durch einen Adler gefüllt, von dem sich nur über dem l. vom Caelus flatternden Mantelzipfel ein weit ausgebreiteter l. Fittich in flachem Relief erhalten hat.
Auf der r. Schmalseite ist die Darstellung (ebenfalls über einer Bodenleiste) r. und l. abgeschlossen von einem Pfeiler; zwischen den Capitälen hängt bogenförmig eine mit Tänien umwundene Guirlande. Darunter in der Mitte ein Altar, an dessen Vorderseite zwischen Widderköpfen eine Guirlande hängt; darüber eine runde Erhebung, die Patera bezeichnend; oben zwischen zwei Erhöhungen ein brennendes Opfer; r. von dem Altar steht fast ganz dem Beschauer zugewendet ein Togatus, der die Toga über den Kopf gezogen hat; an ihn schliefsen sich r. noch zwei bartlose männliche Gestalten nach l. gewendet, die nur z. T. sichtbar werden und von denen die vordere eine Rolle in der L. hält; der Togatus reicht mit der R. eine Larenstatuette über den Altar nach l., wo ihm, nach r. gewendet, eine andere verhüllte Gestalt gegenübersteht und beide Hände nach r. streckt; auf der R. hält sie ebenfalls eine Larenstatuette; augenscheinlich hat sie diese bereits in Empfang genommen und erwartet, dafs sein Gegenüber ihr nun auch die andere auf die noch leere Hand setzen werde; die Laren stehen auf Basen und sind in der üblichen correspondierenden Haltung dargestellt S.244 (der äufsere Arm ist erhoben); im Rücken der l. Gestalt wieder zwei nur z. T. sichtbare Figuren, beide verhüllt; alle drei sind bartlos und machen fast den Eindruck weiblicher Wesen, nur reichen für solche die Gewänder doch wohl nicht lief genug zur Erde; die Mäntel haben jedenfalls nicht den üblichen Wurf der Toga; über der oben hängenden Guirlande von l. nach r. Lituus, Patera und Urceus.
Auf der anderen Schmalseite ist das Prodigium der laurentischen Sau dargestellt: auf hohem, felsigen Terrain, aus dem in der Mitte ein Baumstaum aufsteigt (die Krone fehlt), liegt mit hochgestellten Vorderbeinen die Sau nach l. gewendet; unter ihr eine Anzahl saugender Ferkel; r. davon steht nach l. gewendet ein bärtiger Mann; er hat einen Mantel um l. Schulter und Arm und um die Mitte des Körpers geschlungen; an der l. Hüfte hält den Mantel die eingestützte L.; mit der r. Schulter lehnt sich der Mann gegen einen Stab, an dem der r. Arm abwärts hängt. Links sitzt auf erhöhtem Felsensitz nach r. gewendet eine bärtige Gestalt, vollkommen in den Mantel gehüllt und mit beiden Händen eine Rolle über dem Schofs offen haltend.
Auf der zweiten Langseite ziemlich hohes Terrain und r. und l. darauf je ein Lorbeerbäumchen, in der Mitte ein flach angegebener Pfeiler, auf den eine von r. mit weit ausgebreiteten Schwingen heranschwebende Victoria mit beiden Händen einen runden Schild setzt; die Göttin trägt gegürteten Peplos, und man erkennt noch, dafs die Haare von einem Band umzogen und hinten in einer Rolle aufgenommen waren. Auf dem Schild steht eine Inschrift, der zufolge die Ara dem Augustus vom römischen Senat und Volke geweiht worden ist; da er als pontifex maximus bezeichnet wird, kann der Altar jedenfalls nicht vor dem Jahre 12 v. Chr. (742 d. St.) gesetzt worden sein, denn erst in diesem Jahr übernahm Augustus das Amt des Pontifex maximus; augenscheinlich hat der Kaiser damals, wie schon dreimal vorher, einen Ehrenschild erhalten (Mommsen im Text zum CIL a. unten a. O.). Durch den Bezug auf die Reform in der Verehrung der Laren erklärt sich sofort die Schmalseite mit dem Altar; Augustus — ihn dürfen wir in dem Togatus r. zweifelsohne S.245 erkennen — weiht zwei Larenstatuetten, indem er sie dem Priester über den brennenden Altar reicht; die Zweiheit der Laren ist, wie wir wissen, typisch; sie wurde zur Dreiheit entwickelt durch die Zufügung des Genius des Hausherrn im Privatcult, des Genius Augusti im öffentlichen Cult; darin war ein Hauptanlafs zum beginnenden Kaisercult gegeben, für den der vaticanische Altar eines der ältesten Zeugnisse ist; der Lituus deutet auf die Augurenwürde des Augustus — die Kaiser waren Mitglieder aller grofsen Priestercollegien — ebenso, wie ausführlicher, das Relief an dem Larenaltar in Florenz (Altmann a. unten a. O. Nr. 231).
Auch die Darstellung der andern Schmalseite steht mit dieser in mehrfachem innerlichen Bezüge: Aeneas war durch Iulus der Ahne der Iulier und damit auch des Augustus; der Pietas des einen, der seine Hausgötter durch alle Wirrsale aus Troia nach Latium rettete, sollte die des andern gleichgesetzt werden, der die vernachlässigten Culte der Götter und insbesondere der Laren zu neuem Glänze hob; endlich war Lavinium, die Stadt, die Aeneas an der Stelle gründete, an der er die Sau gefunden hatte, die geistliche Metropole, die Laren- und Penatenstadt Latiums; das Schwein ist das gewöhnliche Larenopfer; die dreifsig Ferkel zeigen symbolisch die Laren der dreifsig latinischen Bundesstädte an (Wörner bei Roscher Mythol. Lexikon I Sp. 177f.).
Von den beiden Männern ist der auf den Stab gelehnte vielleicht Aeneas selber, vielleicht auch nur ein Hirt oder Faunus, während der andere weder Homer sein kann (Visconti), noch Latinus (Robert a. unten a. O. S. 240 und Wörner a. a. O. Sp. 186), sondern in irgendeinem Bezug zu dem bekannten Orakel stehen mufs, das wir uns augenscheinlich auf der Rolle verzeichnet denken sollen (Aeneas, der über die schlechte Lage des Ortes bestürzt ist, wird in den überlieferten Fassungen der Sage zum Bau der Stadt erst durch eine Stimme aus dem Walde oder eine Traumerscheinung seiner Penaten bewogen; eine ähnliche, aber andere Fassung scheint dem Künstler vorgelegen zu haben.)
Auf der zuerst beschriebenen Langseite ist jedenfalls nicht Augustus auf dem Wagen zu erkennen S.246 (Gerhard-Platner); dagegen kann man zweifeln, ob hier die Apotheose des Caesar (in der Inschrift wird Augustus Divi filius genannt) oder nicht vielmehr die des Aeneas zu erkennen sei; der l. Stehende wäre dann Ascanius-Iulus, die Frau mit den beiden Knaben entweder Lavinia oder eine Tochter des Aeneas mit Romulus und Remus (Wörner a. a. O. Sp. 182f.). Im andern Fall müfste der l. Stehende Augustus sein, die Frau mit den Knaben Livia mit Tiberius und Drusus oder mit C. und L. Caesar; aber die Kleinheit des l. Stehenden bliebe dabei unerklärt, ebenso die überragende Gröfse der Frau (R. Rochette vermutete in ihr eine Personifikation des Senates oder der Clementia Caesaris; jenes ist unmöglich, da der Senat stets durch einen Togatus mit iuppiterartigem Kopfe dargestellt wird, die zweite Deutung ganz unwahrscheinlich; die Frau gehört zweifellos zur Familie). Zu den Flügelpferden vgl. Lermann bei Roscher a. a. O. III Sp. 1774. Palme und Lorbeer sind die heiligen Bäume des Apollon, dessen Cult, nachdem er mit dem des Veiovis identificiert worden war, in der Gens Iulia vor allen anderen gepflegt wurde (vgl. Pascal Bullettino comunale 1894 S. 14). Der Adler ist bei jeder Apotheose verständlich; erkennen wir aber hier die des Aeneas, so hat er eine besondere Bedeutung, da der Held als Iuppiter Indiges verehrt wurde (Wörner Sp. 181).
Die Ausführung der Reliefs und der Ornamente ist sehr fein. Über die früheren Besitzer vgl. CIL und Robert a. unten a. O. Im Anfang des 16. Jahrhunderts war der Altar im Hause eines scarpellino, Maestro Andrea; dann ist er nachweisbar in Villa Madama, wo er bis zum Ende des 18. Jahrhunderts verblieb. Durch Zeugnisse widerlegt ist die Nachricht, er sei unter Paul III. auf dem Palatin gefunden worden. In den Vatican kam der Altar aus dem Besitz des Carlo Albaccini.
Foggini Museo Capitolino IV S. 53; Visconti Museo Pio-Clementino VI Taf. XX und VII S. 57 Anm. b; Zoego bei Welcker Zeitschrift S. 408; Nibby III Taf. XIX; Raoul-Rochette Monuments inédits Taf. LXIX; Gerhard-Platner S.141 Nr. 55; Jordan Annali d. I. 1862 S. 305fr.; Heydemann Archaeol. Zeit. 1872 S. 122; CIL VI 876 = Dessau Prosopographia rom. I 83; Wissowa bei Roscher Mythol. Lexikon II Sp. 1897 F.; Robert Röm. Mitteil. 1901 S. 238 u. 240 (Wolfegger S.247 Skizzenbuch fol. 46—
© 1903. Text: W. Amelung. Die Sculpturen des Vaticanischen Museums. Berlin, 1908. Band II. S. 242—247.