Early 3rd cent. CE. Inv. No. A 183.Saint Petersburg, State Hermitage MuseumPhoto by Ilya Shurygin
Sarcophagus with strigillated ornamentation and central gates (the front panel).
Early 3rd cent. CE.
Saint Petersburg, State Hermitage Museum
(Санкт-Петербург, Государственный Эрмитаж).
15. Vorderseite eines Riefelsarkophags mit Portal (Taf. 38—39).
Inv.-Nr. A. 183.
Maße: H. = 1,31 m; L. = 2,34 m.
Material: Grobkörniger, weißer Marmor mit breiten grauen Streifen.
Herkunft: Gelangte 1851 aus der Akademie der Künste in die Ermitage.
Erhaltungszustand: Aus zwei Stücken zusammengesetzt, die Bruchlinie verläuft rechts vom Portal. Ergänzt wurden Flicken am Karnies und die untere Ecke des linken Portalflügels.
Literatur: О. Ф. Вальдгауер, Государственный Эрмитаж. Античная скульптура, Петроград 1923. S. 153 Nr. 385, Abb.
Es handelt sich um die Vorderseite eines Sarkophags, dessen leicht vorspringende Karnies und Sockel mit einem Ornament aus Kymation und Perlstab sowie mit einer Akanthusranke verziert sind. In der Mitte befindet sich ein Portal mit zwei gedrehten Halbsäulen zur Seite und einem dreieckigen Giebel, der profiliert und mit einem Ornament aus Eierstab und Kymation sowie Akanthusblättern verziert ist, darüber sind im Tympanon zwei Tauben vor einem Korb mit Früchten dargestellt. An den Giebelschrägen erscheinen Hippokampen zwischen Antefix und Akroterien. An den leicht geöffneten Portalflügeln befinden sich oben Darstellungen von zwei Jahreszeiten in Form symmetrisch angeordneter Putten mit Körben zu ihren Füßen, die mit Früchten gefüllt sind. Der linke Genius hält Vögel in der Hand und verkörpert den Winter, der rechte hält eine Weintraube, so daß man in ihm den Herbst erkennen kann. Auf den unteren Türfüllungen sind Löwenmasken angebracht. Die übrige Wandfläche ist mit einem Riefelornament ausgefüllt, das an den Ecken von kannelierten Säulen flankiert wird.
Die Arbeit ist sehr sorgfältig ausgeführt, die Oberfläche stark poliert, wobei an Figuren und Ornamenten sehr häufig der Bohrer benutzt wurde.
Das Relief der Ermitage gehört zu den sogenannten architektonischen Sarkophagen, deren Herstellung in Rom unter kleinasiatischem Einfluß1 aufgenommen wurde. Das Besondere der römischen Exemplare besteht darin, daß das Portal von den Schmalseiten in die Mitte der Frontseite gerückt wurde. Diese Sarkophage zeichnet ein architektonischer Aufbau aus, den die römischen Sarkophage sonst S.43 nicht kennen. Aber im Vergleich zu den kleinasiatischen Sarkophagen sind sie trockener in der Ausführung und flächiger.
Gewöhnlich werden in die Komposition römischer architektonischer Sarkophage darstellende Elemente einbezogen, am häufigsten Porträts von Verstorbenen. Auf dem Relief der Ermitage bilden aber das Portal und die dasselbe schmückenden Genien der Jahreszeiten sowie die Löwenmasken das beherrschende Element. Neben Gorgonenmasken sind solche mit Löwenköpfen die beliebtesten apotropäischen Darstellungen auf den „Pforten des Hades“2. Was allerdings die Jahreszeiten anbelangt, so gehören sie seit dem zweiten Viertel des dritten Jahrhunderts ganz und gar zum Repertoire der Sarkophagplastik3. In dieser Zeit werden die Genien der Jahreszeiten in Jünglingsgestalt an den Seiten angebracht. Auf dem Relief der Ermitage werden die Genien der Jahreszeiten jedoch noch in der Form von Putten behandelt, was der hellenistischen Tradition entspricht, und nehmen eine zweitrangige Stellung in den Portalfüllungen ein, wobei sie dessen ins Jenseits weisende Symbolik ergänzen. Charakteristischerweise sind nur diejenigen Jahreszeiten, nämlich Herbst und Winter dargestellt, die das Sterben symbolisieren.
Die nächste Parallele bildet ein Sarkophag im Palazzo Barberini4.
Römische Arbeit. Ende des 2. Jahrhunderts.
Info: museum annotation.
© 1979. Description: Saverkina I. I. Römische Sarkophage in der Ermitage. Akademie-Verlag, Berlin, 1979. S. 42—43, Kat. Nr. 15, Taf. 38—39.