Portrait of Augustus.
Geneva, Museum of Art and History
(Genève, Musée d’art et d’histoire).
H. 39 cm.
Erhaltungszustand: Halsstück zum Einsetzen zugerichtet. Zangenlocke und Ränder beider Ohren abgebrochen. Nasenspitze bestoßen, sonst nur geringfügige Verletzungen: zwei tiefe Kerben an der rechten Wange, zwei kleinere auf der rechten Schulter. Oberfläche vor allem an der Rückseite versintert. Rückseite nur grob angelegt.
Das Haar ist vorne modern nachgearbeitet, wie die scharfen Kanten der einzelnen Flächen zeigen.
Beschreibung: Der Einsatzkopf stammt nach der Form des Brustausschnittes von einer Togastatue; er wendet sich nach rechts. Die Hauptzange ist gegenüber der Kerngruppe deutlich verändert: der äußere Arm hängt senkrecht herab und läuft wie bei den Köpfen in Kölner Privatbesitz (Kat.-Nr. 109 Taf. 95) und in Patras (Kat.-Nr. 154) in vier Lockenspitzen aus. Er reicht zudem weiter in die Stirn hinein als sonst. Der innere Zangenarm ist länger und läuft spitz zu. Die nach links gestrichenen Strähnen sind voneinander getrennt. Ihre Bewegung setzt sich im Schläfenhaar fort, wobei die untere Begrenzungslinie zweimal abfällt. An der linken Schläfe sind die Locken schematisch gereiht, wiederholen jedoch in großen Zügen den Haupttypus. Rechts dagegen findet sich auf der Höhe der Zange eine Reihe waagrecht nach vorne gezogener Haarspitzen; darunter ist das Haar gleichmäßig zurückgekämmt. Die Stirn ist über der Nasenwurzel zusammengezogen und im unteren Teil herausgewölbt. Die scharf gezogenen Brauen sind zur Mitte herabgesenkt. Die Unterlider gehen ohne Begrenzung in die straffen, wenig bewegten Wangen über. Das Kinn ist etwas zu knapp ausgefallen.
Beurteilung: Die Veränderungen des äußeren Armes der Hauptzange, die bei dem Kopf in Kölner Privatbesitz (Kat.-Nr. 109 Taf. 95) wiederkehren, verraten den Einfluß der Porträts der Augustusenkel. Besonders ähnlich ist die Replikenreihe um die Köpfe aus Cassino und Karthago, die wohl Lucius Caesar darstellt (Pollini 96ff. Nr. 5—
Die Gesichtszüge sind gestrafft und geglättet, der Umriß langoval. Auch in dieser Verjüngung zeigt sich die Anpassung an die Prinzenbildnisse.
Datierungsvorschlag: Spätaugusteisch, wegen der Angleichung an die Prinzenbildnisse.
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