Portrait of Augustus
Pentelic marble. Ca. 5 BCE — 14 CE. Inv. No. 9164.Geneva, Museum of Art and History

Portrait of Augustus.

Pentelic marble. Ca. 5 BCE — 14 CE.
Inv. No. 9164.

Geneva, Museum of Art and History
(Genève, Musée d’art et d’histoire).

Origin:
From Taranto. In the posession of an art dealer in Munich in 1922, acquired for Geneve museum in 1923.
Description:
Deutsch Einsatzkopf einer Togastatue
H. 39 cm.

Erhaltungszustand: Halsstück zum Einsetzen zugerichtet. Zangenlocke und Ränder beider Ohren abgebrochen. Nasenspitze bestoßen, sonst nur geringfügige Verletzungen: zwei tiefe Kerben an der rechten Wange, zwei kleinere auf der rechten Schulter. Oberfläche vor allem an der Rückseite versintert. Rückseite nur grob angelegt.

Das Haar ist vorne modern nachgearbeitet, wie die scharfen Kanten der einzelnen Flächen zeigen.

Beschreibung: Der Einsatzkopf stammt nach der Form des Brustausschnittes von einer Togastatue; er wendet sich nach rechts. Die Hauptzange ist gegenüber der Kerngruppe deutlich verändert: der äußere Arm hängt senkrecht herab und läuft wie bei den Köpfen in Kölner Privatbesitz (Kat.-Nr. 109 Taf. 95) und in Patras (Kat.-Nr. 154) in vier Lockenspitzen aus. Er reicht zudem weiter in die Stirn hinein als sonst. Der innere Zangenarm ist länger und läuft spitz zu. Die nach links gestrichenen Strähnen sind voneinander getrennt. Ihre Bewegung setzt sich im Schläfenhaar fort, wobei die untere Begrenzungslinie zweimal abfällt. An der linken Schläfe sind die Locken schematisch gereiht, wiederholen jedoch in großen Zügen den Haupttypus. Rechts dagegen findet sich auf der Höhe der Zange eine Reihe waagrecht nach vorne gezogener Haarspitzen; darunter ist das Haar gleichmäßig zurückgekämmt. Die Stirn ist über der Nasenwurzel zusammengezogen und im unteren Teil herausgewölbt. Die scharf gezogenen Brauen sind zur Mitte herabgesenkt. Die Unterlider gehen ohne Begrenzung in die straffen, wenig bewegten Wangen über. Das Kinn ist etwas zu knapp ausgefallen.

Beurteilung: Die Veränderungen des äußeren Armes der Hauptzange, die bei dem Kopf in Kölner Privatbesitz (Kat.-Nr. 109 Taf. 95) wiederkehren, verraten den Einfluß der Porträts der Augustusenkel. Besonders ähnlich ist die Replikenreihe um die Köpfe aus Cassino und Karthago, die wohl Lucius Caesar darstellt (Pollini 96ff. Nr. 5—11 Taf. 7—18 [Gaius Caesar] mit der älteren Lit. — Zur Deutung auf den jüngeren Augustusenkel Lucius Caesar vgl. Fittschen, Erbach 38ff. mit Anm. 25). Dort werden freilich die vier Strähnen des äußeren Zangenarmes sichelförmig gebogen und nach außen abfallend gestaffelt; hier hängen sie fast senkrecht herab und enden auf gleicher Höhe. Die Hauptgabelung über dem Innenwinkel des linken Auges, das sekundäre Zangenmotiv neben der rechten Braue und das Schläfenhaar rechts sprechen für die Zugehörigkeit zum Typus Prima Porta.

Die Gesichtszüge sind gestrafft und geglättet, der Umriß langoval. Auch in dieser Verjüngung zeigt sich die Anpassung an die Prinzenbildnisse.

Datierungsvorschlag: Spätaugusteisch, wegen der Angleichung an die Prinzenbildnisse.

Literature:
Deonna W. Catalogue des sculptures antiques. Genève, 1923. P. 89ff. Nr. 124 mit Abb. (Augustus, etwa 25 v. Chr.).
Deonna W. Trois têtes antiques du Musée d’art et d’histoire à Geneve // Monuments et mémoires (Foundation E. Piot). T. 27. 1924. P. 90f. Fig. 2. 3.
Montini I. Il ritratto di Augusto. Roma, 1938. P. 42, ill.; P. 89 Nr. 41 (anläßlich des Aufenthaltes 37/36 v. Chr. in Tarent).
Frigerio F. Augusto. Gesta e immagini // RAComo. Vol. 117/118. 1938/1939. P. 34. Ill. 12.
Pietrangeli C. Su un ritratto bronzeo dei Musei Capitolini // BCAR. Vol. 72. 1946—1948 (1949). P. 62. N. 25 (Caius Caesar).
Räcz J. Antikes Erbe. Meisterwerke aus Schweizer Sammlungen. Zürich, 1965. Nr. 123.
Zanker P. Studien zu den Augustus-Porträts. 1, Der Actium-Typus. Göttingen, 1973. S. 50 Anm. 36 (Caius Caesar).
Hausmann U. Zur Typologie ind Ideologie der Augustusporträts // ANRW. T. II. Bd. 12. 2. B.; N. Y., 1981. S. 581. Anm. 249. Nr. 11 (augusteisch).
Hertel E. D. Untersuchungen zu Stil und Chronologie der Kaiser- und Prinzenporträts von Augustus bis Claudius. Bonn, 1982. S. 65, 266 f. Nr. 118 (caliguläisch-früh-claudisch).
Chamay J., Maier J.-L. Art romain. Sculptures en pierre du Musée de Geneve. T. II. Mainz am Rhein, 1989. P. 6. Nr. 5. Fig. 9.10.
Goette H. R. Studien zu römischen Togadarstellungen // Beitrage zur Erschließung hellenistischer und kaiserzeitlischer Skulptur und Architektur. Bd. 10. 1990. S. 23, Anm. 97 D 1.
Chamay J., Genève J.-L., Moens L. et al. L’origine des marbres blancs de quelques statues du Musée d’art et d’histoire de Genève: Etude scientifique pluridisciplinaire // Antike Kunst. Bd. 33. 1990. P. 144 (pentelischer Marmor).
Boschung D. Die Bildnisse des Augustus. B., 1993. S. 153. No. 102. Taf. 94; S. 50, 72; Anm. 57, 133, 139, 409, 468, 495.
Credits:
© 1993. Photo, text: Boschung D. Die Bildnisse des Augustus. B., 1993. S. 153. No. 102. Taf. 94.
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