140 × 138 cm. Inv. No. 9112.Naples, National Archaeological Museum, Hall LXXVIIIPhoto by Luciano Pedicini
Sacrifice of Iphigenia.
140 × 138 cm.
Naples, National Archaeological Museum, Hall LXXVIII
(Napoli, Museo archeologico nazionale, Sala LXXVIII).
Opfer der Iphigeneia.
1304. P. Casa del poeta (X). Museo nazionale in Neapel. B. 1,23. H. 1,26.
In der Mitte wird Iphigeneia von einem älteren bärtigen Manne, welcher mit rother Exomis bekleidet ist, und einem jüngeren unbärtigen mit grüner Chlamys zum Opfer bereit gehalten und breitet hülfeflehend beide Arme gen Himmel aus. Ein gelbes Gewand mit grünem Futter fällt um ihren l. Arm, über ihren Rücken und ihre Schenkel. Der bärtige Mann, dessen Kopf lebhaft an den Odysseus-typus erinnert, wird Odysseus, der andere vermuthlich Diomedes zu benennen sein. L. steht Agamemnon, bekleidet mit hohen Stiefeln, abgewendet von der Mittelgruppe, in einen hellvioletten, über das Haupt gezogenen Mantel gehüllt, und bedeckt mit zur Stirn erhobenen R. sein Antlitz. Neben ihm lehnt sein Scepter und steht auf einer Säule eine broncefarbige archaische Gewandstatue der Artemis, den Modius auf dem Kopfe, eine Fackel in jeder Hand, einen emporblickenden Hund zu jeder Seite. R. neben der Mittelgruppe steht an einem Altare1 Kalchas, graubärtig, lorbeerbekränzt2, bekleidet mit Sandalen, langem, violettem Chiton, unter welchem die langen Aermel eines grünen Untergewandes hervorsehen, und einem weissen, violett gesäumten Mantel, welcher vermöge eines goldfarbigen Gurtes um seine Hüften geschlungen ist. Er blickt empor, in der L. die Schwertscheide, und legt die R., in welcher er das blanke Schwert hält, an den Mund, gleich als trüge er Bedenken, das Opfer zu vollstrecken. In leichtem Gewölke ist r. oben Artemis zu sehen, mit Zackenkrone, in röthlichem Chiton und grünlichem Mantel, der bogenförmig hinter ihrem Rücken fliegt, den Bogen in der L. Mit der R. bedeutet sie die Nymphe3, welche l. ihr gegenüber aus dem Gewölke hervorragt, umflattert von graulichem Gewande, und den an Iphigeneias Statt zu opfernden Hirsch beim Horne herbeiführt.
Dieses durch vorzügliche Erhaltung und saubere Ausführung ausgezeichnete Bild nimmt in der vorliegenden Reihe campanischer Wandgemälde einen ganz besonderen Platz ein, da es Elemente aufweist aus einer Kunstentwickelung, in welcher die Malerei noch nicht zu einer vollständig freien Stylentwickelung und zur Durchbildung des eigentlich Malerischen gelangt war. Die Composition ist nach archaisch-strenger Symmetrie gegliedert: um die Mittelgruppe entsprechen sich unten die Figuren des Kalchas und des Agamemnon, oben die der Artemis und der Nymphe. Die gegenseitige Deckung der Figuren ist möglichst vermieden, so dass es nur weniger Modificationen bedürfen würde. um die Composition in das Relief zu übersetzen. Die Figuren, welche Iphigeneia [с.284] halten, sind kleiner gebildet als Kalchas und Agamemnon, nach dem idealen Princip archaischer Kunst, die Bedeutung der einzelnen Gestalten auch äusserlich durch die Dimensionen zum Ausdruck zu bringen. In den Gewändern des Königs, des Kalchas und des vermuthlichen Diomedes erkennen wir deutlich die archaische Faltenbehandlung. Der Hintergrund, welcher auf den übrigen Bildern in einer mehr oder minder der Wirklichkeit entsprechenden Weise behandelt und gewöhnlich in sehr feiner Weise der dargestellten Handlung angepasst ist, zeigt auf unserem Bilde eine durchaus ideale Behandlung. Er lässt unten graulich gelbe, weiter oben bläuliche, ganz oben hellblaue Töne wahrnehmen und nur um Artemis und die Nymphe ist mit wenigen weissen Strichen das Gewölk angedeutet. Vermuthlich ist das Bild als das Produkt einer eklektischen Richtung der Malerei zu betrachten, welche der des Pasiteles und seiner Schule in der Sculptur entsprach. Dass auch in der Malerei der Kaiserzeit der ältere Styl der Malerei Berücksichtigung fand, davon findet sich eine beachtenswerthe Spur bei Plinius N. H. 35, 120. Er spricht von den Malern Cornelius Pinus und Attius Priscus, welche den Tempel des Honos und der Virtus bei der Wiederherstellung durch Vespasian malten und fügt über den letzteren Künstler bei: Priscus antiquis similior.
Real Museo Borbonico I—
Pompeiana: the topography, edifices and ornaments of Pompeii, the result of excavations since 1819. By Sir William Gell I. II. London 1832. 8: II, 46 p. 116. z. 19.
Die schönsten Ornamente und merkwürdigsten Gemälde aus Pompei, Herculanum und Stabiae, nach Originalzeichnungen von W. Zahn I—
Rochette, maison du poëte 15. mon. in. 27 p. 133.
Overbeck, Gal. 14, 10 p. 320.
Panofka, Bild. ant. Leb. 13, 2. Denkm. d. a. K. I, 44, 106.
Pompeianarum antiquitatum historia quam ex cod. mss. et a schedis diurnisque quae in publicis aut privatis bibliothecis servantur nunc primuin collegit Ios. Fiorelli I. II. III, 1 Neap. 1860—
Bull. nap. (n. s.) VI p. 157.
Vgl. Berl. Kunstbl. 1828 p. 20.
Feuerbach, Vatic. Apoll p. 326.
O. Jahn, arch. Beitr. p. 385.
Annali dell’ Jnstituto di corrispondenza archeologica, 1865 p. 343.
The sacrifice of Iphigenia, from Pompeii, House of the Tragic Poet (VI, 8, 5)
inv. 9112Another very famous picture which also lakes its subject matter from Homer. On the left is Agamemnon, his head covered to hide his grief, who has agreed to sacrifice his young daughter Iphigenia to Artemis, the goddess whose image with torches (identifying her with Hecate) and stags stands on the cylindrical plinth next to the king. On the right Ulysses and Diomedes carry off the girl while the soothsayer Calchas, who ordained that the sacrifice had to be made, holds his hand up to his mouth in the conventional gesture of consternation. In the sky above, the viewer can see the happy ending to the story.
Iphigenia, reprieved by the goddess in extremis and substituted by a stag, is welcomed by Artemis and will be taken to her sanctuary in Tauris.
Formerly considered a faithful copy of a famous painting by Timans described by Pliny, this picture lacks the Hellenistic unity of composition and is now held to be an original Roman elaboration based on several classical models.
1868. Description (1): Helbig W., Wandgemälde der vom Vesuv verschütteten Städte Campaniens. Leipzig, 1868: Breitkopf und Härtel. S. 283—284, Nr. 1304.
© 1996. Description (2): Stefano De Caro. The National Archaeological Museum of Naples. Soprintendenza Archeologica di Napoli e Caserta. Electa, Napoli, 2001. P. 183.