Lenos-sarcophagus with representation of the Dionysiac procession
White Naxian marble. Ca. 150 CE. Inv. No. 987.Rome, Vatican Museums, Pius-Clementine Museum, Octagonal Court, East Portico, 5Photo by Sergey Sosnovskiy

Lenos-sarcophagus with representation of the Dionysiac procession.

White Naxian marble. Ca. 150 CE.
Inv. No. 987.

Rome, Vatican Museums, Pius-Clementine Museum, Octagonal Court, East Portico, 5
(Roma, Musei Vaticani, Museo Pio-Clementino, Cortile ottagono, Portico est, 5).

Description:

28. Großer Sarkophag (Taf. 6).

H. 1,07 m. L. ca. 2,65 m. T. ca. 1,20 m. Großkrystallinischer hellgrauer Marmor.

Ergänzt der ganze obere Rand an der Vorderseite und große Stücke davon an den Seiten, fast die ganzen Löwenköpfe (der l. in mehreren Stücken) bis auf Teile der Mähne und Ohren am Grunde; an dem Satyr in der Mitte der r. Unterarm, Daumen und Spitze des Mittelfingers an der r. Hand (eine Fingerspitze fehlt), die ganzen freistehenden Teile des Thyrsus bis auf das Stück zunächst der Hand, einige Windungen und r. Schleife des Thyrsusbandes, Daumen der l. Hand (der eine Henkel des Gefäßes fehlt) r. Bein mit Fuß, die untere hängende Pfote und Schwanz des Fells; an der Mänade ebenda Kopf, Hals, l. Schulter mit Teil des Rückens, Teil der l. Brust, l. Arm, l. Unterschenkel, fast der ganze l. Fuß, Teile der Falten (einige fehlen); an dem Panther zwischen beiden der Vorderkörper mit Kopf, r. Bein und der Tierkopf unter der l. Tatze; an dem Eros mit Panther unter dem l. Löwenkopf fehlen der Vorderrand des Gefäßes, die r. Fußspitze und der Schwanz des Tieres (war alles ergänzt; Löcher mit Bronzestiften vorhanden; Ansatz des Schwanzes an dem Gewand der ersten Mänade links), endlich einige Flicken in den Hinterpranken; an dem Eros mit Panther unter dem r. Löwenkopf ergänzt fast der ganze Kopf mit Hals des Eros, Teil des r. Unterarmes und des I. Unterschenkels (l. Fuß und Teil des einen Henkels bei der l. Hand fehlen), Teil der r. Hinterpranke mit einem Stück des Grundes (Teil der l. Hinterpranke und der l. Vorderpranke mit dem r. Fuß des Eros war gebrochen); eingesetzt ein Flicken rechts über dem r. Löwenkopf; an dem ersten Satyr rechts ergänzt ein Stück unter dem l. Knie und am r. Schienbein unten, fast der ganze Thyrsus bis auf den Teil S.80 über und unter der Hand, fast das ganze Band am Thyrsus (gebrochen war das Vorderteil der r. Hand, beide Beine an den Knieen, Schwanz und die zwei herunterhängenden Tatzen des Fells, das r. Bein unten, der r. Fuß zweimal, der l. über den Zehen); an der nächsten Mänade ergänzt das Oberteil des l. Fußes mit kleinem Zehen, Teil des Mantels und des Apoptygma unter dem l. Ellenbogen, Teile der wehenden Falten unter der r. Hand und r. unten (eine Falte abgebrochen; war ergänzt; Bronzestift erhalten); an dem nächsten Satyr ergänzt das Vorderteil des r. Fußes, r. Unterarm mit Hand bis auf drei Finger, unterste Spitze des Thyrsus mit Stück des Grundes (ein Bruch geht durch den Kopf, dem l. Arm entlang und durch die l. Hand, ein zweiter durch den l. Fuß); an dem Panther ergänzt beide Hinterpranken fast ganz, zwei lange Streifen im Grunde unter dem Panther: in der letzten Mänade r. unten verschiedene Brüche.

Über und l. unter dem l. Löwenkopf ergänzt Streifen im Grunde; an der ersten Mänade l. die obere l. Kopfhälfte mit Hälfte der Stirn, Teil des Auges und der Wange, Teil des Halses und der Flechte daneben, Teile beider Oberschenkel, großer Teil der flatternden Falten links, Zehen des l. Fußes, Teil des r. Zeigefingers, Spitze des Thyrsus, die Schleifen und Windungen der Bänder zunächst dem Thyrsus (manche Beschädigungen; der l. Zeigefinger war ergänzt; Bronzestift vorhanden); an dem Altar ergänzt drei Stücke über und unter dem Fuß des nächsten Satyrs, der l. Teil der Guirlande; die unten liegende Maske ganz modern mit einem Streifen im Grunde darüber; an dem nächsten Satyr ergänzt Spitze des l. Daumens, r. Unterschenkel, zwei Zehen des r. Fußes, fast der ganze l. Fuß (abgebrochen Spitze des l. Zeigefingers, des r. großen Zehens und das Oberteil des Pedums; dieses war ergänzt; Bronzestifte an dem erhaltenen Teil und an einer Ansatzstelle am Mantel der nächsten Mänade vorhanden); an der folgenden Mänade ergänzt ein Teil am Rande der oberen Cymbel, Teile der wehenden Falten rechts und besonders unten zwischen den Füßen und neben dem Fuß des vorigen Satyrs (r. Zeigefinger war ergänzt; Bronzestift erhalten); eingesetzt zwei große Flicken über und unter den Flöten; an dem letzten Satyr ergänzt die Nase, Mitte des Körpers und ein Teil des l. Oberschenkels; eingesetzt ein großer Flicken im Grunde links.

Ergänzt schließlich viele Teile des unteren Randes. Sehr viel Brüche.

Der Sarkophag hat die Form der ovalen ληνός, des Keltertroges, von dem auch die beiden Löwenköpfe übertragen sind (s. Altmann Architektur und Ornamentik d. ant. Sarkophage S. 46 ff.; zur Geschichte dieser Form vgl. jetzt die »mykenischen« λάρνακες in Kreta: Monum. dei Lincei 1895 S. 201 ff. Taf. 2 = Perrot-Chipiez Histoire de l’art VI S. 456 Fig. 171; Ephem. arch. 1904 S. 1 ff. Fig. 9). Diesem ursprünglichen Charakter der Form entsprechend und zugleich in Hindeutung auf die ewigen Seligkeiten des Jenseits stellen S.78 die Reliefs dionysische Tänze dar. Vorn in der Mitte tanzen zwischen den beiden Löwenköpfen ein jugendlicher Satyr (links) und eine Mänade; der Satyr trägt einen Fichtenkranz; er hat sich auf die Zehen gehoben und das rechte Bein vorgesetzt;
mit der rückwärts gestreckten Rechten hält er einen Thyrsus (hier wie an allen andern Thyrsen des Reliefs eine Schleife mit fliegenden Bändern und an beiden Enden ein Abschluß nach Art eines Pinienzapfens, aus dem eine kantige Spitze ragt; hier, wie an den meisten Thyrsen, nach einigen erhaltenen richtig ergänzt); in der vorwärts gesenkten Linken hält er einen Becher; ein flatterndes Pantherfell ist um den l. Arm geworfen. Die Mänade ihm gegenüber hat die Fersen ebenfalls gehoben und das l. Bein zurückgesetzt; sie trägt einen gegürteten Peplos, der so vollständig auseinander schlägt, daß nur ein Teil des Rückens bedeckt ist; im Haar des in den Nacken geworfenen, richtig ergänzten Kopfes ein Weinkranz;
mit der vorwärts erhobenen Linken hält sie ein Tympanon mit Rosette im Zentrum, mit der zurück und abwärts gestreckten Rechten einen Thyrsus. Zwischen den Tanzenden am Boden ein Panther, der nach rechtshin geht, die l. Vorderpranke auf einen Widderkopf legt und seinen Kopf nach oben dreht, zu dem Gefäß des Satyrs emporblickend; sein Leib ist mit Weinlaub umwunden. Unter den beiden Löwenköpfen jederseits ein nach der Mitte gewendeter Panther, umblickend zu einem Eroten, der seitlich auf seinem Rücken reitet und in dem äußeren Arm einen großen Becher hält.
Rechts von dem rechten Löwenkopf zwei weitere Paare; zunächst ein Satyr mit Fichtenkranz nach r., wieder auf die Zehen erhoben, das r. Bein zurückgesetzt, mit der rückwärts erhobenen Rechten einen Zipfel eines Pantherfells erhebend, das mit dem andern Ende über den vorwärts gesenkten l. Arm geworfen ist; die L. hält einen Thyrsus; am Boden ein Pedum. Ihm entgegen eine Mänade mit Peplos, der über dem Apoptygma hoch gegürtet ist; sie tanzt auf den Fußspitzen, den l. Fuß vorgesetzt; mit der vorwärts gesenkten Rechten hält sie ein Ende der Chlanis, deren anderes Ende über den rückwärts erhobenen l. Arm geworfen ist; auf der Handfläche ruht ein Liknon mit S.79 verhülltem Phallus (s. Pringsheim Archäologische Beiträge zur Geschichte des eleusin. Kultus S. 32 Anm. 1); die Haare des leise gesenkten Kopfes sind mit zwei schmalen Bändern umwunden; im Nacken ein flatternder Schopf loser Locken (Frisur der knidischen Aphrodite). Darauf abermals ein fichtenbekränzter Satyr, der sich tanzend auf dem l. Fuß hebt, den rechten rückwärts erhoben; die l. Hand ist rückwärts mit einem Thyrsos gesenkt, die vorwärts gestreckte Rechte hält an einem Bändchen ein Tympanon; hinter dem l. Fuß ein nach r. springender Panther, den Kopf zu dem Satyr erhoben; die Darstellung wird hier abgeschlossen durch eine ruhig stehende, von vorn gesehene Mänade im Peplos, der über dem Apoptygma gegürtet ist; sie wendet den bekränzten, etwas geneigten Kopf nach l. zu dem Satyr; die R. ist mit einem Becher gesenkt, die erhobene L. stützt einen Thyrsos auf. Links von dem l. Löwenkopf tanzt eine Mänade im Peplos, der über dem Apoptygma gegürtet ist, auf die Zehen erhoben nach l.; den linken Fuß etwas vorangesetzt; den weinlaubumkränzten Kopf wendet sie rückwärts, ihn über die l. Schulter neigend; der l. Arm ist vorwärts erhoben und die Hand hält den einen Zipfel einer Chlanis, die lose um die l. Schulter geschlungen ist und deren anderes Ende im Rücken abwärts weht; die vorwärts gesenkte R. hält den geschulterten Thyrsos; ihr entgegen, mehr springend als tanzend, ein fichtenbekränzter Satyr mit hocherhobenem r. Bein, die L. greifend hoch erhoben, in der gesenkten R. ein geschultertes Pedum; zwischen beiden eine Ara mit Guirlande und darauf eine efeubekränzte Silensmaske; am Boden zwischen den Füßen des Satyrs eine rebenbekränzte Satyrmaske; beide Masken sind völlig ausgehöhlt; weiter links eine Mänade auf die Zehen erhoben, den l. Fuß etwas zurückgesetzt; der Peplos, der über dem Apoptygma gegürtet ist, läßt die l. Schulter und das l. Bein bloß; eine wehende Chlanis ist um beide Arme geschlungen; die Haare sind wie bei der knidischen Venus geordnet und von zwei Bändern umzogen; beide Hände sind mit Schallbecken weit vorgestreckt; den Abschluß bildet ein tanzender, fichtenbekränzter Satyr, der der Mänade seine Rückseite zukehrt — der S.80 r. Fuß ist rückwärts erhoben —, während der Kopf sich zur Mänade zurückwendet; ebendahin ist die L. mit zwei Flöten gesenkt, die R. seitlich wie im Staunen geöffnet erhoben. Oben ist der Sarkophag umsäumt von ionischem Kyma mit Astragal; unter der Bodenleiste ein Kranz von aufrechten Akanthusblättern; beides reicht nur soweit wie die Reliefdarstellung; die Rückseite ist rauh gelassen, wie auch das Innere.

Die Ausführung ist decorativ effectvoll, aber ohne inneres Leben. Einzelne der hier verwendeten Typen kehren auch auf anderen Monumenten wieder: so der Satyr der Mittelgruppe auf einer Reliefplatte im Louvre (Hauser a. unten a. O. S. 90 Nr. 8), einem Diskos in Neapel (ebenda Nr. 9); ähnlich auf einem Diskos in Broadlands (Nr. 10; Nr. 11 die Vase im Palazzo Corsini zu Florenz, auf der dieser Satyr ebenfalls erscheint, ist wahrscheinlich modern); die Mänade mit dem Liknon auf einem Relieffragment in Stockholm (Phot. Lagrelius Nr. 197); der Satyr der letzten Gruppe rechts auf dem Puteal der Königin Christine (Hauser S.93 Nr. 13 c; s. Galleria de’ candelabri Nr. 134 A); am häufigsten findet sich die Maenade der Mittelgruppe wieder: auf einer Reliefplatte in Ince Blundell Hall (Hauser S.87 Nr. 3), einem Sarkophag aus dem Grab des Licinius Crassus an der Via Salaria Hauser S.92), einem Relief in Villa Albani (ebenda Nr. 13 a), einem Puteal im Palazzo Doria in Rom (Matz-Duhn, Zerstr. Bildw. in Rom III Nr. 3672, IV) und in einer Gruppe aus Gythion im Peloponnes, jetzt in Athen (Pervanoglu Annali d. I. 1866 S. 272 tav. P 2; S. Reinach Répertoire de la statuaire II 1 S. 147 Nr. 2); etwas verändert auf einem Candelaber im Louvre (Salle de la Pallas de Velletri Nr. 500; Clarac 137/8; um den r. Arm ist eine Schlange gewunden) und auf einer Glaspaste (Furtwängler Antike Gemmen Taf. XXXVI 37). Alle diese Darstellungen scheinen abgeleitet von einer älteren, die uns nur in einer kleinen, leider stark fragmentierten Copie erhalten ist und in der Treu die Mänade des Skopas vermutet; dem Tympanon hätte das Zicklein entsprochen, dem Thyrsos das Messer (s. Treu Mélanges Perrot S. 317 ff. und a. unten a. O.).

S.81 Der Sarkophag wurde Mitte Oktober 1777 beim Graben der Fundamente der heutigen Sakristei von St. Peter ausgegraben; in seinem Innern fand man zwei Skelette, nach einer zugleich entdeckten Inschrift wahrscheinlich die zweier Christen Johannes und Titianus. Die Knochen wurden in dem campo santo der Deutschen beigesetzt; der Sarkophag kam sofort in das vaticanische Museum.

Walter Amelung (1908)
Literature:
Cancellieri De secretariis novae basilicae vaticanae III S. 1442 (m. Abb.);
Visconti Museo Pio-Clementino IV Taf. XXIX, * XXIX;
Massi Indicazione antiquaria (1792) S. 22 Nr. 3;
Zoega bei Welcker Zeitschrift S. 391;
Fea Nuova descrizione S. 97;
Pistolesi IV Taf. LXXXVIII;
Millin Galérie mythologique Pl. LXIII 268;
Guigniaut Réligions de l’antiquité Pl. CXX 482;
Zoega De origine et usu obeliscorum S. 333 Anm. 45;
derselbe bei Welcker Zeitschrift S. 391 ff.;
Gerhard-Platner S. 133 ff. Nr. 37;
Braun Ruinen u. Museen Roms S. 296 Nr. 47;
Hauser Neu-attische Reliefs S. 89 ff.;
Helbig Nr. 140;
v. Sybel Weltgeschichte d. Kunst 2 S. 442;
Treu Dresdner Jahrbuch 1905 S. 12 Abb. 10.

Photographie Alinari 6655 (3); Anderson 1442 (3); Moscioni 384.
Credits:
(сс) 2005. Photo: Sergey Sosnovskiy (CC BY-SA 4.0).
2016. Text: museum information.
© 1908. Description: W. Amelung. Die Sculpturen des Vaticanischen Museums. Berlin, 1908. Band II. S. 76—81. Kat. Nr. 28.
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